Montage sind so eine Sache. Der Schlafrhythmus ist über das Wochenende völlig durcheinander geraten. Man quält sich morgens aus dem Bett, schleppt sich durch den Tag und abends ist man meist so müde, dass man einfach nur noch auf die Couch fällt. Montags-Konzerte sind eine gute Möglichkeit dem Wochenend-Jetlag den Kampf anzusagen – einfach weiter machen.
Heute stehen Mayday Parade auf der Agenda. Die Band aus Florida ist derzeit auf Tour und beehrt Köln. Offenbar ist die Wiedersehensfreude der Fans nicht so groß ausgefallen wie vom Tourmanagement erwartet – das Konzert wurde von der Live Music Hall in das wesentlich kleinere Luxor verlegt. Das löste gemischte Reaktionen aus. Die einen beschweren sich über die schwierige Parksituation, die anderen freuen sich auf eine intimere Atmosphäre. Letzterem pflichten wir bei. Keiner hat Lust auf eine halb gefüllte Location. Doch ein ausverkauftes Luxor ist ebenfalls kein Spaß.
Um die besten Plätze zu ergattern scheint der Großteil des Publikums bereits lange vor Einlass am Club gewesen zu sein. Eine halbe Stunde vor Beginn ist das Luxor schon gut gefüllt. Das mit Nostalgie aufgeladene Konzert (Mayday Parade gründeten sich 2005 und spielten auch eine wichtige Rolle in der musikalischen Sozialisation der Autorin) weckt schnell Erinnerungen an damals. Als man selbst auch bei den kleinsten Club-Konzerten viele Stunden vor Einlass vor Ort war, um möglichst nah an der Bühne zu stehen. Das Publikum besteht zu 90% aus Frauen im Alter zwischen 14 und 19. Es fühlt sich an wie ein Zeitsprung.
Den Abend eröffnet die Post-Hardcore Band Movements. Die US-Amerikaner haben letztes Jahr bei ihrem Gig im benachbarten MTC unsere Herzen im Sturm erobert. Umso erfreulicher war die Meldung, dass die Kalifornier Mayday Parade auf Ihrer Tour begleiten. Die Band ist voller Energie und spielt auch heute eine großartige Show. Doch nur vereinzelt kommt diese Energie auch im Publikum an. Eine kleine Traube von Menschen ist textsicher und feiert jeden Song der Kalifornier. Die Dynamik der Headlinershow aus dem Vorjahr sucht man allerdings vergebens. Viele Konzerte stehen und fallen doch mit dem Publikum.
Die Vorfreude auf Mayday Parade führt zu einer ausgelassenen Stimmung und die Umbaupausen-Musik wird lauthals mitgesungen. Schon während Movements wurden die ersten Reihen eisern verteidigt. Doch kurz vor dem Set von Mayday Parade, ist es noch einmal voller geworden und es gibt kein Durchkommen mehr. Vielleicht wäre eine halb gefüllte Live Music Hall doch die bessere Alternative gewesen…
Unter lautem kreischen betreten Mayday Parade die Bühne. Doch gleich zu Beginn drängt sich eine Frage auf: „Was zur Hölle mache ich hier?“. Es steht außer Frage, dass das, was Mayday Parade dort abliefern, für viele im Publikum ein besonderes Konzert-Erlebnis darstellt. Aber für jemanden, der älter geworden ist, sich musikalisch weiter entwickelt hat und auf ein nostalgisches Konzert gehofft hatte, ist das eine herbe Enttäuschung.
Das Publikum am heutigen Abend ist eine neue Generation, mit der die Autorin nichts mehr gemein hat. Auch die Band auf der Bühne wirkt fremd. Mayday Parade sind zwar ebenfalls älter geworden und ihr Sound gereift, dennoch werden die selben Posen abgezogen und die Band scheint nach wie vor auf der gleichen Emo-Welle zu reiten wie vor zehn Jahren. Dies wirkt mitunter ein bisschen aus der Zeit gefallen und mit dutzenden von Handys vor der Nase will sich auch keine nostalgische Stimmung einstellen. Denn die waren vor zehn Jahren bekanntermaßen noch nicht so verbreitet wie heute.