Der einstige Posterboy der Generation X – Evan Dando – ist jetzt offiziell ein alter Sack®. Als er zusammen mit Karl Larsson (von LAST DAYS OF APRIL) die Bühne des SO36 zu dessen Supporting-Set betritt, ist das gelbe Scheinwerferlicht nicht gerade freundlich zu den beiden. Karl Larsson ist nicht Sancho Panza. Wir haben es stattdessen mit zwei Rittern von der traurigen Gestalt zu tun. Hoffentlich kommen die blassen Gesichter tatsächlich vom gelben Scheinwerferlicht. Wahrscheinlich eher nicht.
Ein ordentliches Konzert von Evan Dando erleben zu können – wenn man dies nach konventionellen Maßstäben definiert – war früher eine nicht wirklich planbare Unternehmung. In den letzten Jahren kam es immerhin nicht mehr zu Eklats während seiner Shows, wenn er es denn rechtzeitig zu den jeweiligen Spots schaffte. Flugprobleme (ein BREIT interpretierbarer Begriff) gab es immer noch einige. Ein reguläres Album mit neuen Songs gibt es auch schon seit knapp anderthalb Dekaden nicht mehr. Diese Fakten deuten jetzt nicht unbedingt einen großen Konzertabend an – und es wird dennoch ein wunderbarer und auch ein wenig melancholisch stimmender Abend.
Dando spielt einen schönen Querschnitt aus seinem Werk – zu dem ja schon immer Coverversionen gehörten. Dass sein größter Hit, den er selbstverständlich nicht mehr spielt – das „Mrs. Robinson“ Cover – damals einfach von Atlantic auf das LEMONHEADS Meisterwerk „It’s a shame about Ray“ gepackt wurde (quasi direkt als Re-Release kurz nach der ursprünglichen Veröffentlichung), war eine der größten Respektlosigkeiten der 1990er Jahre. Der Coversong – damals zum 25. Jubiläum von „The Graduate“ erstellt – wurde übrigens in Berlin eingespielt. Dabei blickt wie immer meistens stoisch zur Decke. Manchmal hat man das Gefühl, er würde auf einen imaginären Teleprompter starren. Seine Stimme ist im Laufe der Jahre sehr gut gereift. Hoffentlich bleibt sie uns noch viele Jahre erhalten. Wenn er im akustischen Teil der Show, das inzwischen fest in den LEMONHEADS Kanon annektierte SMUDGE Cover „The Outdoor Type“ spielt, hat das schon etwas ziemlich Finales. Von dem Freiheitsgefühl der 1990er Jahre und der sich damals andeutenden Etablierung eines gemütlichen Slackertums – als führende „Jugendleitkultur“ – ist heute nicht mehr viel übrig geblieben, das wird bei Dandos Nostalgieshow schmerzhaft deutlich.