Im Kapitalismus wird man nur verarscht. Clickbaiting ist auch in der Regel eine Riesen-Verarschung. Herzlich willkommen! Keine Sorge – ich pöbel schon ein bißchen rum…
Die Geschichte von CHERRY GLAZERR beginnt im Jahr 2012. Unter dem Namen CLEMBUTT lud die 15-jährige Gitarristin und Sängerin Clementine Creevy ein paar Songs auf Soundcloud hoch. Dem legendären kalifornischen Label Burger Records gefielen diese ziemlich gut – worauf sie das Tape „Papa Cremp“ veröffentlichten. Mit Unterstützung von ein paar Highschool-Freunden und dem Burger Records Mitgründer Sean Redman formte man eine Band und spielte Shows – auf den relevanten Festivals, in den coolen Clubs. Ihre Performance beim Burgerama Festival wurde vom Aufmerksamkeitsradar der Modeikone Hedi Slimane erfasst – und wie das dann so ist, wenn Modedesigner oder Angehörige des internationalen Kunstbetriebs (also dort, wo im Gegensatz zur Musikindustrie mehr Kohle als je zuvor vorhanden ist) einen Musiker protegieren – danach ging alles ganz schnell. Die Highschool-Freunde wurden gefeuert, verschiedene Modestrecken veröffentlicht. Die Leser des Vice Magazins glaubten (wie immer), dass man jetzt einen neuen coolen Act entdeckt hätte und nicht einen endkapitalistischen Scheißdreck. Soweit – so unsympathisch (klassisch nordamerikanisch halt). Kann man jetzt alles toll finden, wenn man nicht mehr zurechnungsfähig ist – oder scheiße, wenn man ein aufgeklärter Bescheidwisser ist. Das einzig Entscheidende ist aber: CHERRY GLAZERR machen verdammt guten („Apocalipstick“ – zweites Album von 2017) oder zumindest mehr als ordentlichen („Stuffed & Ready“ – drittes Album von 2019) Indierock. Und den ballern sie heute in die Kölner Kneipe BLUE SHELL – zusammen mit den unterhaltsamen Electro-Dödeln vom Berliner Duo PRADA MEINHOFF. Wer Lust auf eine Band hat, die vor knapp 10 Jahren mal heiß war (CHERRY GLAZERR) – oder auf Musik, von denen nur die Macher glauben, dass sie jemals relevant war (PRADA MEINHOFF) – die (oder der) kauft sich ein Ticket für heute Abend – und geigt uns dann mal so richtig die Meinung, dass wir uns so einen gemeinen und bekackten Scheißbericht auch in unseren Hintern schieben können. Cheers!
Fotocredit: CJ Harvey