„Kein Schnaps kein Song“ – Gleich zu Beginn ihres gut zweistündigen Sets klären Abwärts am vergangenen Samstag die Fronten. Nur mit einer ausreichenden Alkohol-Versorgung wird hier der Abend bestritten. Abwärts feiern im Kölner Helios37 ihr 40-jähriges Bandbestehen.
Auf eine Vorband wird an diesem Abend gänzlich verzichtet und gegen 20 Uhr betritt die Hamburger Punk-Band die Bühne. Im Laufe ihrer Bandkarriere haben Abwärts mehrfach die Besetzung gewechselt und sich auch musikalisch immer wieder neu formiert. In der aktuellen Besetzung spielt Rodrigo „Rod“ González Gitarre, den viele von der Band „Die Ärzte“ kennen. Am heutigen Abend haben aber nicht nur „Die Ärzte“-Anhänger den Weg in die völlig zu Unrecht nur mäßig besuchte Konzertlocation gefunden. Das merkt man gleich beim ersten Song – die Anwesenden sind überaus textsicher. Das Publikum ist bunt gemischt. Von Wave-Goth bis Blümchen-Blusen-Träger über fliederfarbene Dr. Martens ist hier alles vertreten. Auch altersmäßig bewegt sich das Publikum zwischen 16 und Ü55.
Zunächst tanzt noch jeder für sich allein, doch bei „Millionen Killer“ bildet sich vor der Bühne ein Mosh Pit. Dieser wächst zu einer beachtlichen Größe an, da alle einen Schritt zur Seite treten. Das hat aber den Vorteil, dass die Tanzenden genug Platz haben und jeder das Konzert so genießen kann, wie es ihm beliebt. Diejenigen, die pogen wollen, tun dies, ohne diejenigen zu stören, die einfach in Ruhe ihr Bier trinken und mit dem Kopf zum Takt der Musik nicken möchten. Abwärts sind ein eingespieltes Team aus großartigen Musikern. Sie wissen, was sie tun und wer hier keine gute Zeit hat, ist selbst Schuld.
Sichtlich enttäuscht darüber, dass sich keiner der Konzertbesucher erbarmt und der Band den bestellten Schnaps serviert hat, verlässt die Band nach eigener Aussage „völlig unterschnapst“ für einen Moment die Bühne. Ein kurzer Blick auf der Setlist verrät: Das war noch lange nicht das Ende. Erst gut die Hälfte der Songs wurde bisher gespielt.
Die Band gönnt sich vermutlich Backstage eine Zigarette und den wohlverdienten Schnaps. Dann geht es mit neuer Energie weiter. Mittlerweile ist das Helios37 gut aufgeheizt und die Luft schneidend. Auch die Nebelmaschine, die den ganzen Abend über gearbeitet hat, erfüllt nun ihren eigentlichen Zweck. Zunächst ärgerte sie nur die umstehenden Personen, ohne den gewünschten Effekt zu erzielen. Jetzt hüllt sie die Band in Nebelschwaden und lässt die kunstvollen Lichtprojektionen in der gesamten Location noch eindrucksvoller erscheinen. Zwischenzeitlich äußert sich auch Gonzáles anerkennend zu den Leinwandprojektionen in seinem Rücken.
Nach einem kurzweiligen Set entlässt die Band gegen 22 Uhr die glücklichen Besucher in den Samstagabend.