Auf dem Hype-Zug ist noch Platz! Der Londoner Chelou spielte vor knapp 50 Zuschauern ein intimes und wahnsinnig schönes Konzert im MTC Cologne.
Es gibt durchaus leichtere Aufgaben, als einen Text zu einem Konzert von Chelou zu schreiben. Zumindest, wenn man als Rezensent den Anspruch hat, in diesen auch ein paar Hintergrundinformationen über den Künstler einfließen zu lassen. Der Grund: Es lässt sich im Netz einfach kaum etwas über diesen vielversprechenden jungen Musiker, dessen Debütalbum OUT OF SIGHT heute auf dem Label Concrete Dog Records erschienen ist, finden. Nicht einmal ein Name, der darauf hinweist, wer hinter diesem Künstler steckt, der sich – so der Pressetext zur aktuellen Tour – nach dem französischen Slang für jemanden, der schräg und abgedreht ist, benannt hat. Nur so viel ist über den Mittzwanziger bekannt: dass er aus London stammt und wahnsinnig schöne Musik macht.
Von letzterem durften sich auch eine Handvoll Zuschauer am Dienstag im MTC Cologne überzeugen. Dort spielte Chelou gemeinsam mit seinem Schlagzeuger ein sympathisches, intimes und vor allen Dingen sehr feines Konzert. Und auch live lässt der Musiker lieber sein Werk für sich sprechen, statt große Reden zu halten. Dieses ist geprägt von zart gezupften sphärisch-repetitiven Gitarrenloops, glockenklarem Gesang und nicht selten elektronischen Spielereien. PJ Harvey, Bon Iver und James Blake, liest man im Netz, seien seine Inspirationen. Passt, kann man da nur sagen. Chelou erfindet das Rad der ruhigen Singer/Songwriter-Musik sicherlich nicht neu, schafft es aber, ihr eine eigene Note, einen Wiedererkennungswert zu geben. Keine Ahnung, was verwunderlicher ist. Dass es ein junger Künstler in der heutigen Zeit schafft, nahezu nichts über sich preiszugeben. Oder dass er der Versuchung widersteht, trotz immer lauter werdender positiver Resonanz schnell sein Debüt vorzulegen. Immerhin ist es nun schon fünf Jahre her, dass Chelou mit seiner im eigenen Schlafzimmer produzierten Single THE QUIET erstmals die Aufmerksamkeit auf sich zog. Dass es sich bei Chelou um kein gänzlich unbeschriebenes Blatt Papier handelt, verdeutlichen auch folgende Zahlen: Knapp 150.000 monatliche Hörer kann der Londoner auf Spotify bereits verbuchen und fast acht Millionen Mal wurde die Ende 2016 veröffentlichte, von der englischen House-DJane produzierte Single HALF OF NOWHERE bis heute auf YouTube angeschaut. Der Hype-Zug ist also bereits abgefahren – bietet aber noch genügend Platz. In einer fairen Welt würden diese Zahlen wohl bald gänzlich durch die Decke gehen und Konzerte vor knapp 50 Zuschauern der Vergangenheit angehören. Aber wir wissen schließlich ja alle, dass die Welt nicht allzu oft eine faire ist.