Eine Mischung aus Amanda Lear und Anne Clark jault immer leicht neben dem richtigen Ton zu alten Moroder-Demos. Der Supporting Act THE GOLDEN FILTER ist ein Faszinosum. Hoffentlich bleibt es bei dieser einmaligen Konfrontation mit dem Grauen – oder besser – dem Trainwrecking-Erlebnis.
Evening’s Main Attraction Sharon Van Etten überzeugt hingegen am heutigen Abend vom ersten bis zum letzten Ton mit einer tadellosen Gesangsleistung. Die dramatische Liebesbekundung „Jupiter 4“ – ein Höhepunkt der aktuellen Platte „Remind Me Tomorrow“ – eröffnet ihr Set. Es folgen zwei weitere Stücke aus diesem – ihrem bisher besten – Album, bevor Van Etten auch auf ihr älteres Material zurückgreift. Für einen ausgefeilten Spannungsbogen – der mit dem neuen Material mehr als möglich wäre – definitiv keine gute Entscheidung. Insgesamt bleibt die Stimmung im ausverkauften Luxor auch relativ kühl – genau wie der Vortrag Van Ettens. Handwerklich ist ihr nichts vorzuwerfen. Kurz nach der Hälfte der Show, wird bei „Hands“ die Lautstärke deutlich angezogen. Das ist durchaus ein aufregender Moment. Aber von denen gibt es leider zu wenige.
Das darauf folgende – solo gespielte – Sinéad O‘Connor Cover „Black Boys On Mopeds“ ist für sich alleine stehend ein schöner Moment – keine Frage. Dennoch verliert die Show damit wieder deutlich an Fahrt. Mit 16 Songs ist die Setlist für das ausverkaufte Luxor auch deutlich zu lang. Eine einstündige Show mit dem neuen Material und den beiden das Konzert schließenden Klassikern „Serpents“ und „Love More“, hätten die neue Ausrichtung der großartigen Songwriterin garantiert mehr unterstützt.
Am nächsten Abend wird in der deutlich kleineren Konzertvenue Bumann & SOHN Tess Parks – mit viel bescheideneren Songwriting-Fähigkeiten ausgestattet – ein viel, viel mitreißenderes Konzert spielen. Eine interessante Erkenntnis.