Waren Pup schon eine sehr gute Band, werden sie mit MORBID STUFF zu einer großartigen Band, als Hybridmobil zwischen Punk- und Indierock.
Wie wird eine gute Band zu einer noch besseren Band? Wie entwickle ich meinen Sound weiter ohne meine Wurzeln zu vergessen? Hört man MORBID STUFF, das zweite Album von Pup scheint sich das Quartett aus Toronto diese Fragen gestellt zu haben und glücklicherweise die richtigen Antworten gefunden zu haben. Eigentlich gab es keinen Grund etwas ändern. Energiegeladene Liveshows, die innerhalb und außerhalb der Szene für eine gewisse Popularität sorgten, in Verbindung mit Hits wie „Reservoir“. Dazu ein Sound, der mit seiner Mischung aus Neo-Grunge und Punk in die Zeit und das Wiederentdecken der 1990er passte. MORBID STUFF klingt poppiger bzw. kanalisieren Pup ihre immense Energie in Hooks, die nach dem ersten Hören schon Wiedererkennungswert haben und spätestens nach dem dritten Hören in die Playlist des Jahres aufgenommen sind („See you at your funeral“, „Morbid Stuff“). Dass sie dabei billigend den Laut-Leise Effekt in Kauf nehmen (verhaltene Strophe – explodierender Refrain) sei ihnen verziehen, spätestens mit dem abschließenden „City“, was verhalten wie ein Spaziergang am Abend beginnt und in einer musikalischen Bierschlacht endet. Eine Verschiebung Richtung Indierock, ohne allerdings den Punk im Kern zu vernachlässigen und sich hier und da auch an Metalanleihen zu bedienen. Ein wenig als hätten Weezer ihre ersten Platten etwas schmutziger und schneller eingespielt oder The Wonder Years ihre Songs betrunken aufgenommen. Ein ähnliche Entwicklung wie Pkew Pkew Pkew sie mit ihrer neuen Platte genommen haben, ebenfalls aus Toronto.
Gewohnt selbstironisch zelebrieren die Songs geradezu das Scheitern einer Beziehung inklusive persönlicher Treffen zwischen Gemüsetheke und Yoga Matte. Man kann sich nicht entscheiden: Trauern oder weitermachen oder alles gleichzeitig („I’ve been having some pretty dark thoughts. Yeah, I like them a lot.“)? Egal wie deprimierend der Zustand eigentlich sein müsste, ein guter Refrain hat immer noch dabei geholfen den Frust – zumindest für den Augenblick zu vergessen – und der Ex-Freundin zu wünschen, dass ihr das Biogemüse im Hals stecken bleibt. So ist MORBID STUFF eine dieser typischer Underdogplatten, allerdings in der sich der Betroffene nicht hängen lässt, sondern sich lieber mit vollem Hurra gegen die Wand läuft.
VÖ: 05.April 2019, Rise Records, https://www.puptheband.com/
Tracklist: Morbid stuff/ Kids/ See you at your funeral/ Scorpion hill/ Closure/ Bloody Mary, Kate and Ashley/ Sibling rivalry/ Full blown meltdown/ Bare hands/ City
Ohr d’Oeuvre: Morbid Stuff/ Scorpion Hill/ City