Das Konzert von SELIG ist nur eines von vielen Konzerten – die im Moment gegeben werden – um Platten, die ihren Geburtstag feiern, komplett aufzuführen.
Ob das jetzt eine gute Idee ist, lassen wir nicht offen. Bei dEUS, die ein paar Tage später ebenfalls eine Platte komplett und chronologisch spielen, wird es ganz hervorragend funktionieren. Bei SELIG ist im ausverkauften Bürgerhaus Stollwerck am Ende auch der Großteil des Publikums mehr als zufrieden. Aber man muss trotzdem sagen, einen besonderen künstlerischen Wert hat das Ganze nicht wirklich.
Bei zwei Songs stell Plewka fest, dass sie diese noch nie live gespielt haben (bei „Tina“ mag das sogar stimmen – wenn man auf setlist.fm recherchiert). Das liegt wahrscheinlich schlicht und ergreifend daran, dass SELIGs gleichnamiges Debüt eine ziemlich mittelmäßige bis „okaye“ Platte mit einigem Füllwerk und drei Überhits ist. Den Zuschauern gefällt es trotzdem.
Wegen der Kohle machen das SELIG ganz bestimmt nicht. Sollte es nämlich einmal bei Plewka nicht mehr mit der Musik laufen, kann er auch problemlos auf Heilpraktiker umsatteln. Wenn er am Ende bei „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“ das Publikum animiert mitzusingen, wirkt er wie ein engagierter Yogalehrer der darauf achtet, dass sein Kurs ordentlich das Om Mantra ausruft. Nach der Tour wird er wahrscheinlich erstmal zur Darmreinigung einige Zeit in Goa bei einer Ayurverda-Kur verbringen. Es sei ihm gegönnt.
Auf eine Spotify-Setlist verzichten wir heute. Es gab das Debüt tatsächlich chronologisch zu hören – mit Unterbrechung von vier späteren Werken („Ist es wichtig“, „Schau, schau“, „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“, „Wir werden uns wiedersehen“) – bevor mit „Fadensonnen“ geschlossen wird.
Toll wäre es, wenn sie das „Blender“ Album zum 25. Jahrestag ebenfalls spielen würden. Aber die Erinnerungen an die Produktion sind wahrschlich nicht gerade die schönsten.