Das letzte Mal, dass in Köln ein einzelner Mensch mutterseelenalleine ein rund zweistündiges Konzert geschmissen hat, ohne dabei auch nur eine Sekunde zu langweilen, dürfte Anfang 2018 Kendrick Lamar in der Lanxess-Arena gewesen sein. Kristian Matsson alias The Tallest Man On Earth ist nun im E-Werk ein ähnliches Kunststück gelungen – wobei es dem Schweden vielleicht noch ein Stückchen höher anzurechnen ist.
Mit ruhigen Folksongs, wie sie der 36-Jährige schreibt, ist es wahrscheinlich doch noch mal ein wenig schwieriger, die Leute 120 Minuten bei der Stange zu halten, als mit pumpenden Hip-Hop-Beats. Zu Kung Fu Kennys Grammy-prämierten Rap wackeln die Ärsche beinahe schon ganz von alleine, bei Matsson kann man zuweilen das Klacken der Spiegelreflexkameras der Fotografen vor der Bühne bis in die hintersten Reihen hören. Die Energie, die diese beiden nicht gerade groß gewachsenen Männer – Matsson hat sein Pseudonym in ironischer Anspielung auf seine 1,70 Meter Körpergröße gewählt, Lamar ist sogar nochmal zwei Zentimeter kleiner – von der ersten Sekunde auf der Bühne an den Tag legen, ist so enorm, dass man nicht anders kann, als wie gebannt das Geschehen dort zu verfolgen. Mit einem großen Satz kommt der mittlerweile in New York lebende Schwede auf die Bühne gesprungen, beugt sich erst einmal nach vorne, um sein Publikum genau unter die Lupe zu nehmen, und fängt dann an, nachdem er sich seine Gitarre umgehangen hat, zu „To Just Grow Away“ die Bühne auf und ab zu stolzieren. Eingerahmt wird das von einem ganz fantastischen Bühnenbild, bei dem einige symmetrisch aufgestellte beleuchtete Holzquader und Nebel für eine simple, aber dafür umso effektivere Atmosphäre sorgen.
Man muss diesen kleinen Mann, der soeben sein neuestes Album I LOVE YOU. IT’S A FEVER DREAM veröffentlicht hat, einfach gerne haben, wie er da oben in bester Bob-Dylan-Manier Folklieder
intoniert, bei nahezu jedem Stück das Instrument wechselt – mal E-Gitarre, dann Akustische, Banjo oder Keyboard –, und dabei kaum eine Sekunde stillstehen kann. Am Ende wird er dann einmal doch richtig demütig. Als er bekundete, nur dank seiner Fans seine Lieder nicht mehr alleine in irgendeinem schwedischen Wald spielen zu müssen, und allen Anwesenden mit Handküsschen und tiefen Verbeugungen dankt. Schönes Ding!