Mit SCREAM THROUGH THE WALLS legen As Cities Burn eine wunderbare Platte zwischen Nostalgie und einfachen Botschaften vor.
In letzter Zeit werden immer wieder Mützen mit dem Aufdruck „Still Emo“ in der Redaktion verteilt. Unaufgefordert sind diese aufzusetzen und unaufgefordert hat dann keiner mehr Witze zu reissen. Ganz genau sind wir noch nicht hinter den Grund gekommen, ob es die im Dutzend beim letzten Craft Beer Festival für unseren Chef gab, oder ob er einfach 30 davon in den 00’er – Jahren gehortet hat. Hoffen wir letzteres, weil schon damals sicher war, dass die guten Songs und Platten einfach bleiben werden, wie die Mützen. Ein ähnlicher Fall wie bei SCREAM THROUGH THE WALLS, der Combackplatte von As Cities Burn, um die es in den letzten zehn Jahren ruhig geworden ist. Um so überzeugener klingt die Post-Hardcore Band aus Louisana. Eine leicht nostalgiche und leicht angepoppte Mischung aus Tacking Back Sunday, Alexisonfire und Touche Amore. Zwischen zeitlosen, zweistimmigen Hooklines, leicht verdaulichem Pop-Punk und gelegentlichen Gitarrenausbrüchen, verstecken sich ein paar bemerkenswerte Kleinode, die das Emotrüffelschwein schon mal zum wühlen verleiten können.
Insgesamt 10 Jahre war die Post- Hardcore Band aus Louisana ohne Veröffentlichung. Mitte der 00- Jahre geschwächt durch den Wegang des Co-Sängers TJ Bonnette, der auf dem Debüt SON I LOVE YOU AT YOUR DARKEST, im Wechsel mit dem eher melodische Gesang seines Bruders Cody, ein unbändige Energie freisetze, kam die Band nie wieder so richtig auf die Beine. Auf SCREAM THROUGH THE WALLS ist er wieder mit seinem Bruder an den Mikros vereint. Der Wechselgesang gibt den meist kunstvoll produzierten Songs die richtige aggressive wie melancholische Note. Je nachdem, welcher der beiden Brüder die Stimmbänder vorn hat in den einzelnen Songs. Zwar beginnt der Opener „Live Convinced“ wie ein müder New Metal – Aufguss, aber spätestens der Refrain hebt dann schon mal leicht den Vorhang und weist darauf hin, was den Hörer die kommenden 40 Minuten erwartet. Dabei beeindrucken vor allem die Songs, in den eher experimentelle mit poppigen Momenten gekreuzt werden wie in „Bright White Light“, der Single „Chains“ oder dem verschachtelten Abschlusssong „Die Contrary“. Auch das sehr melodische „Maybe“, in welchem die Band wie die Knüppelversion von Death Cab for Cutie klingt, ragt heraus. Dabei münden im großen und ganzen alle Songs in der Botschaft, dass Liebe am Ende alles ist, nach dem es zu streben gilt, wie der Refrain in „Chains“ eindrucksvoll untermauert. Klingt ein bisschen banal, entschuldigend, vielleicht altersweise, aber wie die Bonnette Brüder sagen, ist es genau die Platte mit genau den Songs, die raus mussten. Und es sind sie Songs, die der Platte was zeitloses verleihen, jenseits jeglicher Nostalgie der 00’er Jahre. So und jetzt Mütze auf und ab zum Gebet.
VÖ: 07. Juni 2019, Rude Records/Equal Vision Records, http://www.ascitiesburn.net/
Tracklist: Live convinced/ Boradway/ 2020 AD/ Hollowed Out/ Maybe/ Chains/ Bright White Light/ Blind Spots/ Venture/ Die Contrary
Ohr d’Oeuvre: Maybe/ Bright White Light/ Chains
Gesamteindruck: 8/10