Sonnenschein aus Schottland? Was erstmal abwegig klingt, gelingt RUN AROUND THE SUN. Das zweiten Album des Duos Sacred Paws aus Glasgow, verbreitet einfach gute Laune.
Manche Platten brauchen ein wenig länger um zu funktionieren, andere gehen durch ihre Hooks und ihre gewisse Dringlichkeit direkt ins Blut. Bei RUN AROUND THE SUN, der zweiten Platte des schottischen Duos Sacred Paws trifft letzteres zu. Interpretieren in letzter Zeit Zweierformationen Rock eher als puristisch – bluesigen Sound, geht die Reise des schottischen Post-Punk Duos in eine ganz andere Richtung. Afrobeats werden mit Indierock und Brass-Bläsern zu einer tanzbaren Mischung gerührt, die irgendwo zwischen Vampire Weekend und der Verspieltheit von Architecture in Heksinki liegt. Dabei versprühen Rachel Aggs und Elidih Rogers eine ganz eigenartige Leichtigkeit in ihren Songs. Neben den teils gewöhnbedürftigen Rhythmen und schwebenden Bläsersektionen, liegt dies vor allem an ihrem entspannten Wechselgesang, der die meisten Songs durchzieht. Das beginnt beim Opener „The Conversation“und erreicht seinen Höhepunkt in „What`s so far“ und „Write this down“, mit seiner mächtigen Bläsersektion, welche die dahinschwebenden Gitarrenmelodien geradezu genüßlich zu verschlucken scheint, um ab der Mitte eine perfekte Symbiose mit diesen einzugehen. Ähnlich wie die Musik immer nach vorne drängt, scheinen die beiden Britinnen auch in ihren Texten die Umwelt darauf hinweisen zu wollen, ihre Ignoranz und Selbstbezogeheit gegen etwas mehr Offenheit einzutauschen. Mit RUN AROUND THE SUN gelingt Sacred Paws ein ganz individuelles Ausrufezeichen in der Indierocklandschaft von 2019. Das auf Rock Action, dem Label von Mogwai, erschienene Album, wird bereits in manchen Besprechungen als Platte des Jahres gehandelt. Dies ist vielleicht etwas zu hoch gegriffen, aber für Schottinnen etwas ungwöhnlich, haben Sacred Paws sicherlich eine der Indie-Sommerplatten 2019 veröffentlicht, die ganz eigene Sonnenstrahlen setzt.
VÖ: 31. Mai 2019, Rock Action, http://www.sacredpaws.co.uk/
Tracklist: The Conversation/ Almost it/ Life is too short/ Shame on me/ What’s so wrong/ How far/Is this real/ Write this down/ Brush your hair/ Other side
Ohr d’Oeuvre: Shame on me/ What’s so far/The Conversation
Gesamteindruck: 7/10