Mittlerweile finden jedes Wochenende überall in Deutschland mindestens ein Dutzend Musikfestivals statt. Klar, dass da der Kampf um Alleinstellungsmerkmale gewaltig ist. Mega-Festivals wie Rock am Ring oder das Hurricane versuchen beispielsweise, sich gegen die wachsende Konkurrenz hervorzuheben, indem sie ihren Headlinern nicht nur horrende Gagen für ihren Auftritt bezahlen, sondern diese sogar noch verdoppeln, damit sie nur auf ihrem Festival und auf keinem sonst in Deutschland spielen. Kleinere Festivals, die nur auf ein eingeschränktes Budget zurückgreifen können, haben da überhaupt keine Chance mitzuhalten.
Und trotzdem gibt es sie in Scharen: die kleinen Festivals. Jene, die vor allen Dingen für ihre familiäre Atmosphäre geliebt und geschätzt werden. Denn wer eines (oder mehrere) davon einmal für sich entdeckt hat, stellt schnell fest: Jedes von ihnen hat seine ganz eigene individuelle Entstehungsgeschichte und Wertvorstellungen. Eines davon ist das Trebur Open Air, das dieses Jahr bereits zum 27. Mal in Trebur stattfindet. Nur: Wo, wer oder was ist Trebur? Trebur ist eine Gemeinde mit stolzen 13.000 Einwohnern im südhessischen Kreis Groß-Gerau. Vom 26.-28. Juli wird es allerdings ziemlich laut dort.
Das Line-Up
Das Trebur Open Air dauert insgesamt drei Tage lange und wartet an jedem Tag mit Highlights aus den Bereichen Indie, Punk und Rock auf. Der Freitag etwa tritt die staubigen Mosh-Pits direkt mit 8kids und The Baboon Show los, als Headliner dürfen Mia. ran. Samstags geht es mit unseren Lieblingspunkern aus Berlin Smile & Burn weiter, bevor die Blackout Problems die Securities mit ihren Wellen aus Crowdsurfern in den Wahnsinn treiben (was Sänger Mario selbst sich natürlich auch nicht nehmen lässt). Der Samtags-Headliner hat den Veranstaltern in den letzten Wochen einiges an Kopfzerbrechen bereitet, waren doch eigentlich Monster Magnet angekündigt. Die mussten krankheitsbedingt allerdings absagen. Für würdigen Ersatz ist aber mit den Alternative-Rock Heroen Therapy? mittlerweile gesorgt. Am Sonntag lassen es dann Fjørt und Adam Angst nochmal richtig krachen, bevor Fil Bo Riva und Moop Mama das Festival beschließen dürfen.
Newcomer-Szene
Über die großen Namen hinaus legen die Macher des TOA allerdings auch großen Wert auf die Förderung von Newcomern. Im Interview mit dem Musikernetzwerk BackstagePRO erzählte Veranstalter Stefan Kasseckert, dass er versucht, mindestens 1-2 mal pro Woche auf Konzerte zu gehen, um neue Talente zu entdecken. Dabei ist ihm der Weg ins örtliche Jugendhaus auch nicht zu weit. Da das Team des TOA in ganz Deutschland verteilt lebt, können sie umso mehr vielversprechende Acts entdecken und auf die Bühne des Festivals holen. Es lohnt sich also, früh auf dem Festivalgelände aufzuschlagen. Vielleicht ist da auch der ein oder andere Headliner von morgen mit dabei.
Das Festival-Schwimmbad
Andere Festivals sind bei glühenden Temperaturen im Hochsommer auf die Löschschläuche der Feuerwehrwagen vor Ort angewiesenen, um das überhitzte Publikum abzukühlen. Das geht beim TOA deutlich eleganter. Denn das örtliche Schwimmbad von Trebur gehört während des Festivalwochenendes mit zum Festival dazu. Das ist nicht nur nach schweißdurchtränkten Mosh-Pits willkommen, sondern trägt auch zu der familienfreundlichen Grundstimmung des Festivals bei. Denn das TOA ist nicht nur ein Festival für Fans von lauter Gitarrenmusik, viele Besucher bringen auch gerne ihre Kinder mit. Die können sich dann unter anderem im Schwimmbad austoben.
Das Trebur Open Air ist also ein gutes Beispiel dafür, warum es sich bei der Festivalauswahl nicht immer unbedingt lohnt, nur nach den größten Acts zu gehen. Zumindest dann, wenn einem Herz für die Sache, Leidenschaft für Musik und eine menschliche Atmosphäre wichtig sind.
Tickets, sowie alle Infos zum ganzen Line-Up, Spielzeiten, Camping, Anfahrt etc. gibt es hier:
https://www.treburopenair.de/tickets/
Fotocredit: Mario Andreya