Seine Aufenthalte in der deutschen Haupstadt, müssen bei METRONOMYs Joseph Mount einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben – widmet er doch einem großen Berliner Stadtteil den instrumentalen Auftakt zum sechsten Studioalbum seines Projektes.
Nein, wir befinden uns selbstverständlich nicht in Berlin, sondern in einer Hochzeitszeremonie. Die Hochzeitsglocken enden ziemlich abrupt – aber keine Sorge – die Trauung wird gegen Ende der Platte in „Wedding Bells“ noch vollzogen.
Nach dem etwas flauen „Summer 08“ finden METRONOMY zu alter Klasse zurück. Mit 17 Stücken bei einer Laufzeit von knapp unter einer Stunde, ist „Metronomy Forever“ mit all seinen instrumentalen Zwischenspielen zwar eine furchtbar zerschossene Platte geworden; mehr Tracksammlung als Album. Und ein Meisterwerk, wie ihr 2014er Werk „Love Letters“, hauen sie anscheinend auch nicht mehr so schnell heraus. Aber Ihnen gelingen einige bemerkenswerte und ein großartiger Popmoment(e).
Die zweite Singleauskopplung „Salted Caramel Ice Cream“ wäre, wenn es noch eine funktionierende und relevante Musikindustrie geben würde, der Sommerhit der Saison geworden. Immerhin hat die nicht nur ein wenig an LIPPS INC. „Funky Town“ und Kylie Minogues „Can’t Get You out of My Head“ erinnernde Nummer, mit über zwei Millionen Streams auf Spotify (dort ihr am fünfmeisten abgespielter Song), einigen Menschen in den letzten Wochen eine ziemlich gute Zeit beschert.
Joseph Mount scheint es überhaupt ziemlich gut zu gehen. Neben seiner Hauptbeschäftigung in den letzten Jahren, der Betreuung von Robyns letztem und sehr gutem Album „Honey“, hat er für „Metronomy Forever“ seine Wahlheimat Paris verlassen, um in Ruhe auf einem Hügel im gärtnerischen England sein eigenes neues musikalisches Kind großzuziehen. Dass dabei so eine zerfahrene Platte herausgekommen ist, zeugt entweder von ziemlicher Ablenkung, einem ungebrochenem Selbstbewusstsein oder von großer Exzentrik.
Hört man sich das bescheuertste Lied der Platte – „Sex Emoji“ – an, ist eher von Letzterem auszugehen.
Falls jemand wissen möchte, wie man aus der wirren Ansammlung von überflüssigem und belanglosem Instrumental-Beiwerk und fantastischen Popsongs doch noch ein richtig gutes Album kompiliert, möge sie oder er uns einen Kommentar hinterlassen. Wir senden dann zeitnah, nach der offiziellen Veröffentlichung, eine alternative Spotify-Playlist (mit Kürzungen).
VÖ: 13. September 2019, Because Music / Caroline, www.metronomy.co.uk
Ohr d’Oeuvre: Salted Caramel Ice Cream, Whitsand Bay, Lately, Wedding Bells
Gesamteindruck: 7 / 10
Tracklist: Wedding/ Whitsand Bay/ Insecurity/ Salted Caramel Ice Cream/ Driving/ Lately/ Lying Low/ Forever is A Long Time/ The Light/ Sex Emoji/ Walking In the Dark/ Insecure/ Miracle Rooftoop/ Upset My Girlfriend/ Wedding Bells/ Lately Going Spare/ Ur Mixtape