Wilfried Schmickler hat es echt drauf. Dass muss man ihm lassen. Äh, natürlich meine ich Charles Michael Kittridge Thompson IV aka Black Francis. Die beiden werden sich aber auch immer ähnlicher.
Der PIXIES-Chef und oft etwas griesgrämige Indierock-Knuddel spielt heute Abend, nachdem die BLOOD RED SHOES ordentlich angeheizt haben, mit seinen Gehilfinnen und Gehilfen Paz Lenchantin, Joey Santiago und David Lovering sage und schreibe 39 oder 40 Songs (dä ein säät su, dä andre su) in 130 Minuten. Und das Konzept ist genial: werden deine Spätwerke oder die aktuelle Platte nicht mehr so richtig abgefeiert, spiel‘ einfach mehr Songs. Die Pixies schaffen es so immerhin elf von zwölf Songs der neuen Platte zu platzieren. Davon sind einige ja auch richtig toll. Es gibt ja Bands, die müssten wahrscheinlich 70 Songs spielen, um ihr neues Album nahezu komplett, ohne Traumatisierungs-Folgen beim Publikum, live aufführen zu können.
Neben der aktuellen Platte nimmt am heutigen Abend das zweite Album „Doolittle“ von 1989 den Löwenanteil der Show ein. Dass Black Francis keine Greastest Hits Tour abzieht war klar. „Monkey gone to heaven“ gibt es zum Beispiel heute nicht. Und auch das vorab angekündigte Konzept wird tatsächlich durchgezogen. Im hinteren Teil der Bühne steht ein Mikrofonständer, in den Black Francis jeweils den Technikern und den Bandkollegen, die nächste zu spielende Nummer ankündigt. Auch wenn sich das in der Theorie nach deutlich mehr Spaß anhört, als sich letztendlich am Abend herausstellt, wollen wir da mal nicht meckern. Das Prinzip ist sehr lobenswert. Nichts ist schlimmer als jeden Abend die absolut identische Setlist, in der gleichen Chronologie vorgesetzt zu bekommen. Das dürfen sich nur sedierte Künstler mit Las Vegas Auftritten in der Vita erlauben. Grüße an Hall & Oates von hier.
Nachdem die Band kurz mit dem SURFTONES Cover die Monitoranlage gecheckt hat, eröffnet „St. Nazaire“ von der neuen Platte die Show. Der Sound ist glasklar und mit ordentlich Druck ausgestattet. „Isla De Ecanta“ ist ein erster früher Höhepunkt im Set. Das Kölner Publikum ist heute ziemlich gut drauf. Im vorderen Drittel unseres Lieblingsmausaleums – dem Palladium – gibt es einen friendly Ü-48 Moshpit. Da können sich auch Frauen und Kinder reintrauen.
Bei Lied Numero 26 „All the Saints“, dass auf ihren größten Hit „Where ist my mind“ folgt, kann man jedoch nicht übersehen, dass dem Konzert die Luft ausgeht. Weniger ist manchmal mehr.
Der Band gelingt es aber auch danach immer wieder, die Spannungsschraube in die richtige Richtung zu drehen. Und „Debaser“ gibt es heute sogar als Zugabe präsentiert. Und man weiß, dass dies für den Wilfried, äh, ihr wisst schon… das Äußerste der Gefühle ist.