Über das letztjährige Konzert von BLUMFELD, der Band des inzwischen zum völlig undurchschaubaren und opportunistischen Ironiker gewandelten Jochen Distelmeyers, schrieb die lokale Presse respektvoll „BLUMFELD lassen in Köln die Hamburger Schule wiederaufleben“. Das Hamburger Duo STEREO TOTAL muss sich hingegen im Kölner Express – nach ihrem umjubelten Gastspiel am vergangenen Mittwoch im Gloria Theater – anhören , dass sie „stehengeblieben sind“ und „früher genial und heute Standard“ wären.
Der Humor hatte in der Rezeptionsgeschichte schon immer einen schwierigeren Stand, gegenüber den vermeintlich ernsthafteren Themen. Den Vorwurf von Misogynie, bei der Konzertkritik der rheinischen Boulevardisten, wollen wir heute erst überhaupt nicht weiter vertiefen. Aber es handelt sich schon um eine ziemlich dreiste Respektlosigkeit.
Ohne Vorband und großen Schnickschnack, veranstalten Françoise Cactus und Brezel Göring (nicht nur als Band seit 25 Jahren zusammen) im angenehmerweise nicht ausverkauften Gloria eine große Party. Die Songs der neuen Platte, kommen beim (ab dem ersten Ton) wild tanzenden Publikum, genauso gut wie die anderen Titel ihres riesigen Katalogs (15 Studioalben) an. Dass kurz der große Klassiker des deutschen Dadaismus, von den Großenknetener WHITE STRIPES angespielt wird, ist eine schöne Geste. Die humorvollen Texte der Berliner Band über sexuelle Freiheit – ohne dabei eigene Abgründe oder Komplexe zu verheimlichen – haben eine Bandbreite, die im deutschen Pop einmalig ist. Wahrscheinlich sind STEREO TOTAL eine der unterschätztesten Bands überhaupt – Blake Edwards als Popmusik.