Dass aus Belgien großartige Musik kommt, weiß die Musikkennerin / der Musikkenner schon lange. Das melancholische und pathosfreie, aber dennoch angenehm altmodische und sehr eingängige Songwriting; weil meistens melodiebezogen und nicht looporientiert, beherrscht niemand so gut, wie die Künstler/innen aus dem Königreich. Aber belgische Pop- und Rockmusik zeichnet sich nicht nur durch eine besondere Tiefe und seltene Qualität aus. Die Musik aus dem oft heillos zerstrittenen und manchmal gefühlt, kurz vor der Auflösung stehenden Land, klingt fast immer auch nach Sex, Exzess und Tod. Ziemlich endgültig und kompromisslos.
Seit nun mehr als 30 Jahren steht die Antwerpener Indie-Rockband dEUS an der Spitze der belgischen Musik. Auch wenn einige ziemlich heftig am Thron rütteln, wie die Genter Band BALTHAZAR oder (immer mal wieder) die Dewaele Brüder (2 Many DJs) von SOULWAX – auf einen Thronwechsel in der belgischen Rockmusik muss man wohl noch einige Zeit warten.
Leider haben dEUS jetzt schon seit 2012 kein neues Studioalbum mehr veröffentlicht. Ihre Konzerte und Festivalauftritte sind dennoch bestens besucht und werden von der Band leidenschaftlich gespielt wie eh und je.
Der dEUS Frontmann Tom Barman ist das Paradebeispiel für die Ambivalenz der belgischen Musik. Dem 47-jährigen Musiker und Regisseur (sein episodisches 2003er Langfilm-Debüt „Any Way the Wind Blows“ ist sehr empfehlenswert) sind die Exzesse förmlich ins Gesicht geschrieben. Und neben dem vom flämischen Parlament verliehenen Erepenning, einer Ehrung, die zweimal jährlich an belgische Bürger für besondere Leistungen erteilt wird (Barman erhielt die Auszeichnung für die Organisation des 0110 Festivals, für Toleranz und gegen Extremismus und sinnlose Gewalt), gerät der Künstler nach einer TV-Sendung unter Beschuss von #MeToo Vorwürfen, die ihn in keinem guten Licht dastehen lassen. Immerhin hat Tom Barman sich umgehend entschuldigt.
Seit 2015 veröffentlicht Barman zusammen mit dem Saxofonisten Robin Verheyen unter dem Namen TaxiWars seine Vorstellung von Jazz. Ihr zweites Album „Fever“ aus dem Jahr 2016 wurde ziemlich gut rezensiert. Und ihre aktuelle Platte „Artificial Horizon“ ist nicht schlechter. Unterstützt werden die beiden von Nicolas Thys am Bass und dem Schlagzeuger Antoine Pierre.
Ob das jetzt Jazz ist, was die Herrschaften da fabrizieren, sollen andere entscheiden. Wir wollen uns aber anderweitig festlegen: wir glauben dass das Konzert von TaxiWars am kommenden Montag im Luxor wird sehr gut werden. Prinzipiell sind solche Prognosen immer riskant. Aber in dem Fall sind wir uns ziemlich sicher.
Tickets für die Show gibt es hier.