Fragt man nach Spuren oder Indizien von Sexismus, Distanzlosigkeit und toxischer Männlichkeit in Popmusik-Texten, fällt den meisten wahrscheinlich spontan das Arschloch Robin Thicke oder die Liga der Oberarschlöcher des zeitgenössischen deutschen Hip Hops ein. An die texanische Kapelle CIGARETTES AFTER SEX, mit ihrem vermeintlich sanften Dreampop, der irgendwo zwischen Angelo Badalamenti und Chris Isaak daherkommt, würde wohl kaum jemand denken. Gut, die deutsche Kernzielgruppe der Band – 13-jährige (im Herzen) Instagram-Opfer – hört entweder nicht so genau auf die Texte und schätzt eben billige Provokationen. Vielleicht ist sie auch nur ein bisschen dumm. Das könnte für die Band eventuell auch gelten. Das muss aber jeder selbst entscheiden.
In amerikanischen Blogs steht die Band jedenfalls tatsächlich ein wenig unter Beschuss. Mit geflüstert vorgetragenen Übergriffen, kommt man, im Jahr 2019 und Jahr zwei nach #metoo, anscheinend nicht mehr ganz so einfach durch. Fluch oder Segen der Woke-Culture?!
Vielleicht haben wir aber auch ein wenig übertrieben und selber eine billige Provokation platziert. Der Erfolg von CAS hat wahrscheinlich am meisten mit zwei Dingen zu tun: die Band, um die alte Halbglatze Greg Gonzales, hat zwei wirklich ziemlich eingängige Alben veröffentlicht („schön“ schreiben wir absichtlich nicht). Der Hauptgrund dürfte jedoch aus dem Spotify-Algorithmus und den Hörgewohnheiten der Streaming-Kundschaft bestehen. Hintergrundmusik wird von Spotify und Co, wie man ja weiß, besonders stark priorisiert und gepusht.
Auf das Konzert der Band sind wir sehr gespannt und wir werden ausführlich über ALLES, was uns auffällt, berichten.
Durch die Hochbuchung vom Palladium ins Carlswerk Victoria, sind auch noch Tickets verfügbar. Und diese gibt es hier.