England ist auch im Jahr 2019 immer noch führend im Segment klassischer Pop- und Rockmusik ohne Schickschnack. Nachwuchs gibt es auch genug (siehe Sam Fender – der Konzertbericht folgt).
Die Stadt Manchester hat an diesem Status nicht gerade einen geringen Anteil. By the way – Rest in Peace Tony Wilson! Gut, die Band ELBOW stammt aus Bury, das ist 13 Kilometer vom Manchester Zentrum entfernt. Quasi das Leverkusen von Manchester – nur in schön und mit Blutwurst statt Kopfschmerztabletten.
Guy Harvey, Craig Potter, Mark Potter und Pete Turner spielen bald 30 Jahre zusammen – und seit 1997 unter dem Namen ELBOW. Höhepunkte in der Bandkarriere waren aus kommerzieller Sicht, der Gewinn des Mercury Music Prizes im Jahr 2008 und ihr Auftritt bei der Schlussfeier der Olympischen Spiele in London – für die sie auch den offiziellen Olympiasong der BBC beisteuerten. Seitdem gehen alle Alben der Band in Großbritannien auf Platz 1 in den Charts.
Im Oktober erschien das neunte Studioalbum „Giants of All Sizes“. Ein zumindest auf der Textebene ziemlich düster, und durch den Tod von Harveys Vater und zwei engen Freunden der Band, auch sehr persönlich ausgefallenes Werk. Das fanden die Musikjournalisten der Insel, bis auf die altehrwürdige Times, die der Band vorwarf, sie hätten sich ziemlich verhoben, auch alle ziemlich toll.
Angesichts von Brexit und der Grenfell Tower Katastrophe und letztendlich der zunehmenden Teilung der Gesellschaft, sucht die Band, auf der sehr aufwendig instrumentierten Platte, nach Hoffnung und zieht sich ins Private, zu Freunden und der Familie zurück. Die Resignation ist wahrscheinlich im Moment, das stärkste Gefühl der meisten Menschen und „Giants of All Sizes“ der Soundtrack der Gesellschaftskrise. Definitiv eine der stärksten Platten des Jahres.
Das Konzert von ELBOW in der Live Musiv Hall ist restlos ausverkauft.
Foto: Andrew Whitton