Während ihrer mittlerweile 21-jährigen Bandgeschichte haben sich die fünf – ursprünglich aus Husum stammenden, über Flensburg ins Land verteilten – Jungs ihre ganz eigene Nische erspielt, eingerichtet, darin breit gemacht und aus ihr heraus das nunmehr siebte Studio Album UTHLANDE geboren. Was diese Nische unter anderem kennzeichnet?
Das Spiel mit Worten bleibt fast immer vage und lässt viel Raum für intuitives Begreifen. Es gibt sie, diese kurzen Momente, in denen man meint, sie endlich dechiffriert zu haben. Doch schon beim nächsten Durchgang stellt sich heraus, wie flüchtig dieses Gefühl war, oder wie schnell es vom Sturm schon wieder weggeblasen wurde. Hier und da finden sich Ausnahmen, wie in „Rattenlinie Nord“. Vielleicht ist es schlicht so, dass die Thematik so akut ist, dass man leichter Zugang findet? „Wer weiss das schon?“
Der Gesang ist und bleibt speziell. Friesisch derb im Vortrag, dennoch nicht emotionslos. Spannend wird es auch weil Marten und Tobert, hier und da auch die ganze Band oder gar der Nachwuchs? (Stormi) auf Nummero Sieben mehr Raum bekommen. Bisweilen sind die Refrains fast untypisch melodiös.
Das treibend-punkinge holen sich Turbostaat aus der Zeit ihrer ersten Alben zurück. UTHLANDE hat wieder viel mehr dieser tighten Bass und Schlagzeug Läufe. Es dröhnt einem entgegen, wie der alte Diesel des Kutters, der meistens nur ganz kurz anhält, um einen an Bord zu locken, bevor er mächtig davon donnert. Die Live-Qualität der Band im Hinterkopf, kann man sich das sehr gut auf den Bühnen des Landes vorstellen.
Die Brüche ohne klare (Bruch-)Kante hat auch UTHLANDE, mit dem erst drückenden und dann im Refrain fast indie-poppigen „Ein schönes Blau“, oder dem groovenden „Schwienholt“. „Stormi“, die Schlussnummer zerbricht gar gegen Ende. Sie heben sich etwas ab, ohne dabei ihre Herkunft zu verleugnen. Und die scheint, wie es der Albumtitel andeutet zumindest eine Klammer zu sein, um die sich die Platte dreht.
Auf jeden Fall ist UTHLANDE schon jetzt gesetzt für die Alben 2020. Eine Ausdehnung der Nische ein Fortschreiten in die friesischen Weiten, auf die Deiche, ins Watt ihr Schafe und Schwäne. Die mit Spannung erwartete Tour ist zum Glück noch nicht überall ausverkauft, aber nahe davor.
VÖ: 17. Januar 2020, PIAS – turbostaat.de
Ohr d’Oeuvre: Ein schönes Blau/ Brockengeist/ Schwienholt/ Stormi
Gesamteindruck: 9 / 10
Tracklist: Rattenlinie Nord/ Meisengeige/ Ein schönes Blau /Schwienholt/ Stine/ La Hague/ Nachtschreck/ Luzi/ Heilehaus/ Brockengeist/ Hemmingstedt/ Stormi
Tourdaten
13.02.2020 Jena, Kassablanca
14.02.2020 Köln, Kantine
15.02.2020 Mainz, KuZ Kulturzentrum Mainz
19.02.2020 Hamburg, Markthalle
20.02.2020 Berlin, Festsaal Kreuzberg
21.02.2020 Berlin, Festsaal Kreuzberg (Ausverkauft)
22.02.2020 Dresden, Tante Ju
03.04.2020 Bremen, Schlachthof
04.04.2020 Düsseldorf, Zakk
05.04.2020 Aschaffenburg, Colos Saal
07.04.2020 Marburg, KFZ
08.04.2020 AT-Wien, Werk
10.04.2020 Leipzig, Conne Island
11.04.2020 Rostock, M.A.U. Club
30.10.2020 Hannover, Capitol
31.10.2020 Münster, Sputnikhalle
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