Mit ihrem zweiten Album COURAGE etabliert das Indie-Punk Trio The Deadnotes aus Freiburg seinen Sound und verschreibt sich inhaltlich bedeutungsschweren Themenkomplexen.
Ob in Form der Absage an oberflächliche Schönheitsideale und als Aufruf zur Geschlechtergleichberechtigung („Makeup“), als Kritik an einer schnelllebigen Konsumgesellschaft („Cling to You“) oder als Bekenntnis zur eigenen Fehlerhaftigkeit (die ja aber auch gut so ist!) („Never Perfect“) – schon die drei Single-Auskopplungen haben den Pfad, den das Album nehmen wird, vorgezeichnet. Die insgesamt 10 Songs weiten die Themenkomplexe rund um Mental Health, zwischenmenschliche Beziehungen und dem Versuch der Orientierung in einer zunehmend verwirrenden Welt aus. Dabei könnte man durchaus Zweifel daran hegen, ob die drei gerade einmal 23-jährigen Bandmitglieder dabei aus einem besonders reichhaltigen Schatz an Lebenserfahrung schöpfen können. Derartigen Zweifeln greift Sänger Darius Lohmüller in „Failsafe“ deshalb gleich schonmal voraus: „I am too young to know what life means“. Das muss er nämlich auch gar nicht wissen, um ein Album voll emotionaler Tiefe, verletzlicher Ehrlichkeit und einem stets hoffnungsvollen Unterton zu schreiben.
Musikalisch bewegen die drei sich, wie schon auf ihrem Debütalbum von 2016, irgendwo im Fahrwasser von Indie-Punk und Emo. Dass sie in den vergangenen Jahren allerdings nochmal eine enorme Entwicklung durchgemacht haben, hört man ihrem Sound an. Die Songs lassen deutlich mehr Raum, vor allem auch um Lohmüllers charakteristische Stimme zu transportieren. Gleichzeitig schaffen die drei es dennoch, beinah jedem der 10 Songs eine poppig angehauchte Eingängigkeit zu verschaffen, die es einem schwer macht, sie wieder aus dem Kopf zu bekommen. All der thematischen Schwere setzt die Instrumentierung so klug eine angenehme Leichtigkeit entgegen, die aber keineswegs den Inhalt abschwächt, sondern ihm im Gegenteil erst den vollen Raum bietet, sich zu entfalten. The Deadnotes liefern mit COURAGE eine beeindruckende Weiterentwicklung von ihrem Debütalbum und beweisen, dass sie nicht nur menschlich, sondern auch als Musiker und als Band gewachsen sind. Vielleicht könnte man auch sagen: „erwachsen geworden sind“ aber das würde irgendwie langweilig klingen. Sagen wir lieber: Sie haben etwas großes geschaffen und man darf gespannt sein, was in Zukunft noch folgen wird.
VÖ: 14. Februar 2020, 22Lives Records, https://www.thedeadnotesofficial.com
Gesamteindruck: 9 / 10
Ohr d’Oeuvre: Fickle Fake Friend/ Ghost on the Ceiling/ Hopeless Romantic
Tracklist: Makeup/ Never Perfect/ Ghost on the Ceiling/ Cling to You/ Failsafe/ Functionality/ I Must Have Been Blind/ Fickle Fake Friend/ Get Lost, Get Found/ Hopeless Romantic