The Winter Passing aus Dublin lassen nach Jahren mal endlich wieder eine neue Langspielplatte da. NEW WAY OF LIVING ist das richtige Werk seine Selbstzweifel mal wieder aus dem Kopf zu pusten.
Im Vorprogramm von The Wonder Years im letzten Jahr hinterliessen The Winter Passing einen bleibenden Eindruck. Dank ihrer energiegeladenen Show war der Merchstand nach ihrem Auftritt eng belagert. Die Mischung aus melodischem Pop-Punk und Indie Rock traf den Nerv der Leute. Eine Mischung aus RVIVR und Tigers Jaw, was vor allem an dem Wechselgesang von Jaki und Kate lag. Prescht er eher vor, fängt sie es durch ihre weichen Gesangsmelodien ab, dazu spielt die Band eine druckvollen Rocksound, der cheesy, aber nie zu süß rüberkommt. Das Rezept wird auch auf NEW WAYS OF LIVING fort- und stellenweise zur Meisterschaft geführt. Immer dann, wenn The Winter Passing ohne grosses Vorspiel in die Refrains ballern und eine Gitarrenmelodie durch das Lied ziehen wie in dem grossartigen „Melt“ mit dem die Platte nach den Rocknummern „Ghost Thing“ und „The Streets“ so richtig durchstartet, gemeinsam mit dem folgenden „New York“. Dazu gesellen sich verschachteltere Midtempo-Emo Nummern wie das leicht verwuschelte „Greetings from Tipperay“, wo durch den Dialekt und die Melodien die Dubliner Heimat der Band durchschimmert. Es wäre nicht verwunderlich, wenn der Song demnächst von mehreren Shanty Chören ins Repertoire aufgenommen werden würde. Ähnliches gilt für „Something to come home to“, für dessen Refrain man der Band aus der Hand fressen will. Bei dem Song wie bei fast allen, zeigt sich das zu großen Emo-Popnummern immer ein gewisses Maß an Selbstzweifeln und Verlorenheit gehören. So taucht an mehreren Stellen der Platte der Wunsch auf alles hinter sich zu lassen und doch dabei niemanden enttäuschen zu müssen, ähnlich wie die Frage, warum es bei fast allen Anderen relativ gut läuft, während man selber versucht die Stimmen im Kopf zu sortieren. NEW WAYS OF LIVING hilft über weite Strecken dabei diese mal zu vergessen.
VÖ: 03.06.2020, Big Scary Monsters, https://de-de.facebook.com/TheWinterPassing/
Gesamteindruck: 7/10
Ohr d’Oeuvre: Melt/ Something to come home to/ The Street and the Stranger
Tracklist: The Ghost Thing/ The Street and the stranger/ Melt/ New York/ Crybaby/ Greetings from Tipperay/ Resist/ Something to come home to/ I want you/Mind yourself