Die Dauerarbeiter und Grinsekatzen der hiesigen Emopop-Szene melden sich zurück! Auf NO FOMO gelingen Elm Tree Circle großartige Songs trotz falscher Tankfüllung und Tourstress.
Mit ihrem zweiten Album NO FOMO untermauern Elm Tree Circle ihren herausgehobenen Status in der heimischen Emo-Szene, müssen sich die Songs doch nicht hinter Genregrößen wie The Menzingers oder Tiny Moving Parts verstecken. Dabei erweisen sich Elm Tree Circle als große Dialektiker. So steht der Titel NO FOMO für die in sozialen Netzwerken gebrauchte Abkürzung „No Fear Of Missing Out“ – also der Verweigerung bei der ewigen Angst mitzumachen, etwas verpassen zu können. Dabei beschleicht den Hörer das Gefühl, dass Elm Tree Circle im positiven Sinne eine wenig diesem Zwang unterliegen. Mit über 150 Shows in Europa, Australien und Japan haben sie sich ihren Status in den letzten Jahren erspielen können, so sieht beispielsweise die Visions die Band als „Klassenbeste“ der jüngeren Emo – Ringe in Deutschland. Dazu gesellen weit über 800.000 Spotify Clicks, so dass einen das Gefühl beschleicht, dass Elm Tree Circle ohne ihre Rastlosigkeit nicht da wären, wo sie jetzt sind. Auch die Songs auf NO FOMO handeln von Partyabenden, flüchtigen, mal weniger flüchtigen Begegnungen und den Zwängen bzw. Herausforderungen, Freundschaften aufrecht zu halten oder nicht. Dazu gesellen sich die Videos des Trios, welche die Drei im Dauerswitch zwischen Liveauftritt, Skaterampe und Party zeigen.
Aber diese ständige Aktivität hat sich zum Glück nicht auf die Qualität der Songs ausgewirkt. Im Gegenteil! So überzeugen der Großteil der Songs als straighte Emopop-Kracher mit unverschämt cheesigen Hooklines wie das rhythmische „I got it“, in welchem die Band – unter anderem wegen des Tankens von Diesel statt Benzin – zur Überzeugung kommt, nochmal neu durchzustarten zu müssen. Anderes Beispiel ist das atmosphärisch-dichte „Going“, was mit dem alten Grungeprinzip „leise Strophe – lauter Refrain“ arbeitet. Dazu gesellen sich ein paar experimentellere Ausbrüche wie der Opener „Flow“. Insgesamt machen Elm Tree Circle das wofür sie geliebt werden, sich bei all der Hetze nicht vom Weg abbringen zu lassen und die Welt mit ein paar großartigen Melodien etwas bunter zu machen. Hoffentlich bald wieder live zu bewundern.
VÖ: 04.09.2020, Krod Records, http://elmtreecircle.com/
Gesamteindruck: 7/10
Ohr d’Oeuvre: Going/ Tripping/ All about you
Tracklist: Flow/ All about you/ Violent Soho on the mood/ I got it/ Going/ More/ Walking on Doom/ Done Running