Am kommenden Freitag erscheint das mit Spannung erwartete dritte Album ULTRA MONO der IDLES via Partisan Records. Nach JOY AS AN ACT OF RESISTANCE (2018) und BRUTALSIM (2017) haben sich die fünf Bristolians die Messlatte extrem hoch gelegt.
Aber das Gerede von Messlatten interessiert die Band mal sogar nicht. Aus ihrer Haltung machen sie weiterhin keinen Hehl. Kurzer Rückblick auf Joe’s Ansage beim HaldernPop 2019: „This is what five feminists look like“. Und ja, Gleichberechtigung bleibt auch diesmal ein Thema neben Sexismus, „toxic masculinity“, Rassismus, Homophobie, Angst, dem Dilettantismus der Regierungen, Obrigkeit im Allgemeinen, falschem Patriotismus und und und…..
Selbstsicher bewegen sich die IDLES dabei in ihrem ureigenem musikalischen Kosmos, den sie nach Belieben auf ihre Art durch Implementierung, Adaptierung und Umgestaltung verschiedenster Musik-Stile mehr als zielsicher spielerisch erweitern. ULTRA MONO ist durch und durch ein IDLES Album. In Paris aufgenommen und mit Hilfe von Nick Launay (Nick Cave, Yeah Yeah Yeahs, Arcade Fire), Adam Greenspan (Anna Calvi, Cut Copy) und Kenny Beats (FKA Twigs, Vince Staples) produziert, wird so der nächste Entwicklungsschritt getan, den man durchgängig hört und fühlt. Ja, auch ein HipHop Produzent ist im Boot. Die Sounds zu Beginn der zweiten Single Auskopplung Grounds, die erstmal an Synthis denken lassen, stammen aber in Wirklichkeit von einer, via oktaviertem Delay-Panel eingespielten Gitarre. Musste erstmal so drauf kommen.
Insgesamt ist ULTRA MONO etwas punkiger und noch einen Tick wütender – wen wundert‘s zur Zeit – als die beiden Vorgänger aber mit den bandtypischen nach vorne treibenden Parts von Adam Devonshire am Bass und Jon Beavis an den Drums, über die sich Mark Bowen und Lee Kiernan an den Gitarren „ausriffen“. Und Joe Talbot? Ja was macht der eigentlich? Er bellt, schreit, schnattert, singt sich ab und an gar die Seele aus dem Leib, um sie in Richtung Zuhörer zu schleudern: „I beg your pardon / I don’t care about your rose garden / I’ve listened to the things you said / You just sound like your scared to death“. Es lohnt sich dieser Band nicht nur musikalisch zuzuhören, auch die Lyrics sind, wie der Sound zielsichere Knocks auf die Zwölf, die aber auch wirklich jedem nochmal den moralischen Kompass rekonfigurieren und zeigen, das Rockmusik auch 2020 durchaus noch Relevanz und verändernde Wirkung haben kann. ULTRA MONO hat ganz nebenbei das Potential ein weiterer Meilenstein in der Tradition von RATM’s s/t Debut oder Nirvanas Nevermind zu werden.
Wenn man sie denn nennen muss, sind Highlights des Albums Model Village, das entfernt an Tom Waits erinnert, Ne Touche pas moi, mit feinsten punkrock Riffs. Aber auch das eher ruhigere A hymn oder The Lover führen einen beim Hören immer tiefer hinein, in die Welt der IDLES. Moshpitqualität haben fast alle Songs und so freuen wir uns auf die hoffentlich stattfindenden Dates im verheissungsvollen Jahr 2021.
31.05.21 Hamburg – Docks
01.06.21 München – Muffathalle
04.07.21 Berlin – Columbiahalle
05.07.21 Köln – Palladium
VÖ: 25. September 2020, Partisan/[PIAS] (Rough Trade), http://idlesband.com
Tracklist: War/ Grounds/ Mr. Motivator/ Anxiety/ Kill Them With Kindness/ Model Village/ Ne Touche Pas Moi (feat. Jehnny Beth)/ Carcinogenic/ Reigns/ The Lover/ Hymn/ Danke
Unsere Wertung:
Ohr d’Oeuvre: Kill Them With Kindness/ Ne Touche Pas Moi (feat. Jehnny Beth)/ Model Village/ Grounds
Gesamteindruck: 9/10