Alle haben mehr als Zeit genug in der Pandemie, nur darf man sich nicht mehr sehen. Was raus kommt? Ein Kompromiss oder auch EP genannt.
Leitkegel – Bis zum Ende
Lange lag die Kreativmaschine von Leitkegel brach. Umso produktiver läuft sie in den letzten zwei Jahren, so erscheint jetzt bereits rund ein Jahr nach der letzten LP eine neue EP. Melancholisch und dunkel startet BIS ZUM ENDE mit „Du hörst mich nicht“. Einem Song, in dem ein Freund verloren geht und man sich selbst auch langsam darüber verliert. Dazu spielen Leitkegel einen für sie eher ungewöhnlich-dunklen Post-Punk. In den beiden weiteren beiden Songs „Das darf man doch mal sagen….“ und „Bis zum Ende“ nehmen Leitkegel gekonnt und zielsicher AFD – Besorgtheitsbürger und die eigene Szene auseinander. 3 -Minuten-Hardcore Kracher, die von der Intensität und Songwritingqualität an die letztjährige Platte WIR SIND FÜR DICH anknüpfen und an das wunderbare Braunkohlebagger Seitenprojekt. Schöne EP zu Verkürzung des Wartens auf die nächste Platte
VÖ: 28.08.2020, LaLa Schallplatten, Leitkegel
Ohr de Ouevre: Du hörst mich nicht
Wertung: 7/10
Charlotte Brandi – An das Angstland
Charlotte Brandi ist der eine Teil von Me and my Drummer. Bisher war sie auf ihren Solopfaden englischsprachig unterwegs. Mit AN DAS ANGSTLAND legt sie ihre erste deutschsprachige EP vor. Nach den ersten Töne meint das geneigte Ohr die Fleet Foxes zu erkennen, bevor die verwaschene Stimme von Charlotte Brandi das Kommando übernimmt. Zwischen Indie-Folk und Neo-Chansons ala Jaques Palminger driften die vier Songs der Berlinerin. Eine einnehmende Mischung, mit bekannten Querverweisen in die Popgeschichte. So meint man in der nüchternen Beziehungsreflektion „Frist“ eine Anspielung an „China Girl“ von David Bowie heraus zu hören. Ein Höhepunkt ist das Duett „Wind“ mit Tocotronics‘ Dirk von Lotzow. Die vier Songs geben einen Blick hinter die Alltagskulissen, in eine andere Welt, wo die „Kinder des Lichts“ unterwegs sind.
VÖ: 04.12.2020, Listen Records, https://www.charlottebrandi.com/
Ohr de Ouevre: Wind
Wertung: 8/10
Pignon – Observer
Leicht breitbeinigen Emo-Rock spielen Pignon aus Stuttgart auf ihrer dritten EP OBSERVER. Zwischen Foo Fighters, den Menzingers und den frühen Hot Water Musik, die noch die Zeit für ausufernde Soli hatten, pendeln die fünf Songs. Pignon versetzen sie mit allerlei überraschenden, aber immer stimmigen Wendungen und finden den richtigen Mix zwischen Emotionalität und Moshpit. Sei es durch die hochgezogenen Chöre in „Ectasy“ oder die gegenläufigen Post-Punk Melodiegitarren am Anfang von „Separate“, was sich im weiteren Verlauf zum heimlichen (unpeinlichen) Weihnachtshit steigert.
VÖ: 15.11.2020, Pignon on Bandcamp
Ohr de Ouevre:
Wertung: 7/10
Albert Luxus – Einsame Hornissen/ Gott vs. Tinder
Was kann der Hörer gegen den Winterblues machen? Genau! Den neuen Songs von Albert Luxus lauschen und sich von der flirrenden Wärme einlullen und abholen lassen. Sich einfach mal etwas Schönheit gönnen! Sei es am Anfang von „Einsame Hornissen“ mit seinem leichten Basslauf und der einnehmen Stimme von Matthias Sänger, die an den Sommer zurück erinnert und keine Angst vor der kalten Jahreszeit aufkommen lässt. Gewohnt kryptisch geht es auf „Gott vs. Tinder“ weiter. Alleine für die stoische Nüchternheit im Refrain „Du hast Gott, ich habe Tinder, halt Dich fest, wo Du kannst…“ verdient die Band eigentlich eine Einladung zur nächsten Lit.Cologne. Wobei mit der Musik macht es viel mehr Spaß.
VÖ: 15.11.2020, Albert Luxuson Bandcamp
Wertung: 7/10 (Gott vs Tinder)/ 8/10 Einsame Hornissen