Shoreline liefern mit GROWTH das erste Emo/ Punk-Rock – Highlight des Jahres. Sie vollbringen das Kunststück und übertreffen ihr letztes Meisterwerk EAT MY Soul. Und wir fragen uns immer noch, warum aus Münster immer noch die geilste „Mukke“ kommt – Antworten an die Chefredaktion.
Was soll über eine Platte geschrieben werden, über die es eigentlich nichts zu meckern gibt, die einfach nur großartig ist? Eigentlich könnte hier das alte But Alive….-Motto zum tragen kommen, dass über Musik nicht geschrieben werden und zu Architektur nicht getanzt werden kann. Aber bevor der blaue Brief aus der Chefredaktion kommt, doch ein paar Zeilen. Mit ihrer letzten Langspielplatte EAT MY SOUL haben sie die Messlatte für emotionalen (Punk-)rock schon hoch gelegt. Auf der neuen Platte GROWTH schaffen sie tatsächlich noch mal eine Qualitätssteigerung. Musikalisch pendeln die Songs zwischen durchlaufenden, aufwühlenden, straighten Punkrocknummern und 2000er Emo-Rock al la Jimmy Eat World, Far oder Rival Schools. Erweitert wird der Sound durch tanzbare Post-Punk Parts wie in „White Boys Club“ und eher untypischen Glockenspieltönen wie in „Racoon City“. Das besondere ist, dass Shoreline jederzeit die richtigen Entscheidungen in den Songs treffen. Es werden an den richtigen Stellen die Stimmungen geändert. Hat sich die Hörerschaft an die einnehmenden Gitarrenmelodien gewöhnt, werden diese durch ein Gitarrenbrett geschreddert. Wird gerade verträumt vor sich hingesummt, zerfleddert ein Schrei die Harmonie. Trotz aller Melodien ein Werk mit Ecken und Kanten, weshalb die Songs hängen bleiben. Dazu kommt der Wechselgesang, der stellenweise zur Meisterschaft getrieben wird.
…you act like a dinosaur
Daneben sticht die fehlende Angst der Band vor klaren Aussagen hervor. Probleme werden nicht metaphorisch umschrieben, sondern direkt benannt. Seien es die ständigen Fragen bei abweichendem Aussehen von der Mehrheitsgesellschaft nach der wahren Herkunft wie in „Konichiwa“ oder das schon fast pragmatisch wirkende „Meat free youth“, was die Hörer:innen darauf hinweist, dass jedes fleischlastige Lieblingsgericht auch alternativ vegan herzustellen ist. Eine Haltung, die in ihrer Klarheit Mut macht. Das ist vielleicht auch diese Verbindung, die GROWTH zu einer besonderen Platte macht und Shoreline aus dem Meer der Gitarrenbands hinaus stechen lässt. Hymnische Songs gepaart mit einer klaren Haltung. Früher hätte es wohl klare Kante geheißen. Keine Platte für die Komfortzone, sondern eher Arschtritt, um in Bewegung zu kommen.
VÖ: 04.02.2022, End Hits Records, https://shorelineband.com/
Tracklist: I grew up on easy street/ Distant/ Madre/ Meat free youth/ Western Dream/ Konichiwa/ Sanctuary/ White Boys Club/ Disconnected/ Holy Communion/ Racoon City/ Growth
Unsere Wertung: 8/10