Australische Populärmusik steht zu neuseeländischem Indiepop in einem ähnlichen Verhältnis, wie „Crocodile Dundee“ zu „The Power of the Dog“. Und was hat das jetzt mit Tash Sultana zu tun? Nichts, aber ein kleiner Diss der allseits beliebten (ehemaligen) englischen Strafkolonie und dem Königreich der giftigen Ekelviecher ist ein bewährter Einstieg. Australien hat natürlich auch gute Seiten. Dem sympathischen Arsch der Welt verdanken wir immerhin auch INXS, Bronwyn Bancroft und die Mad Max Filme. Wobei letzteres auch wieder stark relativiert werden muss, wegen Mel Gibson und Schweinchen Babe. Natürlich ist Babe im Gegensatz zu Mel eigentlich auch voll in Ordnung. Obwohl: „Apocalypto“ ist schon der beste Film aller Zeiten.
An mein erstes und letztes Tash Sultana Konzert vor 3 1/2 Jahren habe ich nicht unbedingt die besten Erinnerungen. Damals hatte Sultana das Palladium an drei(!) Abenden in Folge ausverkauft. Xier Debütalbum lag da seit drei Wochen in den Plattenläden. Das muss man erstmal hinbekommen. Für die dreiviertelstündige Verspätung am ersten Konzertabend konnte Sultana sicherlich nichts. Aber was die Kolleg:innen vom Kölner Stadt-Anzeiger als “halluzinationsartige Musik voller Hall, Echos und Delays” beschrieben, war für mich eher ein ziellloses Gedudel im Loopwahn. Dennoch war damals eher unklar, ob die dreitägigen Sultana-Festspiele (bzw. fünftägige – wenn man Berlin dazu zählt) – angesichts einer eher durchwachsenen Performance – denn nun bereits den Höhepunkt des Hype darstellen sollten. Ich hatte da so meine Zweifel (wie man hier nachlesen kann).
Und warum will ich jetzt wieder freiwillig ein Konzert von Tash Sultana besuchen? Das neue und zweite (inzwischen auch schon ein Jahr alte) Album „Terra Firma“, stellt eine deutliche und positive Weiterentwicklung der Songwriting Skills Sultanas dar. Und anders als der deutsche Rolling Stone, glaube ich auch nicht, dass dies der „Soundtrack für einen Joint nach getaner Surfarbeit“ ist. Diese Dienstleistung überlässt man doch lieber Jack Johnson und Donavon Frankenreiter (wenn sie denn wieder von der Surfarbeit zur Musikproduktion wechseln sollten). Sultana spielt jedenfalls deutlich komplizierteres (und auch interessanteres) Zeug, als dass man es einfach als BTM-Soundtapete abtun kann.
„Terra Firma“ ist jedoch weit davon entfernt, eine überragende Platte zu sein. Aber – Überraschung – ab dem sechsten Track „Dream My Life Away“ – einem Feature mit xiesem Supporting-Act oder Special Guest Josh Cashman – wird das Album richtig gut.
Ein wenig schade ist es jetzt schon, dass die Konzerte von Tash Sultana nicht wie ursprünglich angedacht, zielgruppenaffin Open Air im Tanzbrunnen über die Bühne gehen; sondern eben wieder im Palladium. Interessant wird es trotzdem, ob die ungebrochen große Nachfrage angemessen ist. Wahrscheinlich ist das dier Künstler:in völlig egal. Und das ist auch gut so!
Foto: Dara Munnis
Seltsamerweise konnte man gerade auch noch Tickets für das eigentlich ausverkaufte Konzert am Donnerstag auf der Seite von Prime Entertainment erwerben. Für die Show am Mittwoch war uns das auch klar. Tickets gibt es jedenfalls hier
in der ersten Fassung des Artikels ist dem Autor doch glatt ein Fehler unterlaufen: CROWDED HOUSE ist natürlich eine neuseeländische und keine australische Band