Auch wenn wir in der Vorberichterstattung noch einmal etwas vorsichtiger waren; nach dem Konzert vergangenen Samstag in der zumindest optisch ausverkauften Mitsubishi Halle, kann man feststellen: Sam Fender ist der legitime Nachfolger von Bruce Springsteen.
Gestern kam noch eine Meldung rein, dass Fender für ein in den nächsten Wochen in England stattfindendes Open-Air gerade 45.000 Tickets ausverkauft hat. Das wird noch nicht das Ende der Fahnenstange sein. Ganz sicher nicht!
Seit OASIS hat es mit Sicherheit keinen britischen Rockact mehr gegeben, der dafür sorgen kann, dass beim Gastspiel in deutschen Gefilden, ein ordentlicher Anteil der Zuschauer von der Insel mit rüberkommt. So ist es am Samstag. Schon auf dem Parkplatz der Düsseldorfer Halle hört man die Chorgesänge der Newcastle-Fans. Ja. Newcastle. Nach dem Konzert, als ein britischer Fan beim Weg von der Halle in die Altstadt, erschreckend weit vom Bürgersteig auf die Straße schwankt, schaut er mich auf meine Nachfrage, von wo er denn komme (ja, ich bin auch nicht besser als Elke Heidenreich und wahrscheinlich auch während meiner Nachfrage genauso angetrunken wie die Literatur- und Wokeness-Expertin, während einer Taxifahrt) so verwirrt über die Dummheit meiner Frage an, als hätte ich ihn gerade gefragt, in welchem Jahr wir uns befinden. Dann zeigt er auf sein T-Shirt, auf dem das Vereinslogo von Newcastle United abgedruckt ist. Nur das im Logo nicht Newcastle steht, sondern Sam Fender.
Foto: Newcastle United
Wer jetzt befürchtet, die Fussball-Fraktion hätte den Fender-Laden übernommen, kann beruhigt werden. Die anwesenden englischen Fussball-Fans waren furchtbar besoffen aber gleichzeitig auch völlig harmlos und sehr sehr freundlich. Und wer beim Konzert Heerscharen von verliebten Teenager erwartet hat, muss ebenfalls enttäuscht werden. Fender ist eindeutig – schaut man sich in der Halle um – kein Jugendphänomen.
Gespielt hat der Mann der Stunde dann auch noch. Und zwar sehr gut. Vielleicht ein wenig routinierter. Was aber keinesfalls als Kritik gemeint sein soll. Gegenüber dem letzten von uns rezensierten Konzert, hat sich die Setlist durch die Knaller vom zweiten Album „Seventeen Going Under“ logischerweise geändert. Der gleichnamige Titelsong im Zugabenteil, ist der Höhepunkt der Show. Es wird sogar ein Lied weniger als in Köln gespielt. Das Springsteen-Cover fällt nämlich heute aus. Trotzdem ist der alte Boss beim neuen Boss auch ohne akustische Hommage omnipräsent. Die Aufstellung der Band, mit zentrierter Positionierung des Saxophon-Spielers, erinnert doch sehr an die E-Street Band. Man hat jedenfalls, auch wenn man es noch so sehr versucht, keine Chance, Fenders Show emotional unbeteiligt zu goutieren. Nach dem 90-minütigen Auftritt ist man völlig aufgewühlt. Sam Fender und seine Band haben es drauf. So einfach ist es!