Einigen Nachbarn der Kölner Kulturkirche, haben die Proben der Vorband DIVIDE & DISSOLVE wohl ein wenig die Petersilie verhagelt. Sylvie Nehill (Drums) und Takiaya Reed (Saxophon & Gitarre) lassen auch am Abend, bei ihrem Support für LOW, die Lutherkirche in Nippes beeindruckend erbeben. Dass Themen, wie Bodyshaming, Kolonialismus, Unterdrückung und letztendlich auch Stereotype, die in der instrumentalen Musik des Duos behandelt werden, noch immer hochaktuell sind (auch in einer vermeintlich aufgeschlossenen Bubble), merkt man spätestens in dem Moment, wenn man bei sich selbst feststellt, dass es immer noch für etwas Verwunderung sorgt, zwei junge Frauen dabei zu erleben – und eben keine Metalheads in Mönchsgewändern – wie sie zwischen ihrem gewaltigen Drone Doom, an den Boxentürmen die Verstärker „up to eleven“ stellen.
Dass die Anwohnerschaft der Kulturkirche, während der Show von LOW die Nerven bewahrt und nicht mit Mistgabeln bewaffnet in das Kirchenschiff stürmt, kann nur daran liegen, dass ihre im Vergleich zu DIVIDE & DISSOLVE noch einmal etwas lautere Performance (meine Sitznachbarin kennt den Track „Days like these“ anscheinend sehr genau: Nach dem leisen Solo-Gitarren-Part kramt sie panisch nach ihren Ohrenstöpseln, da sie weiß was folgt), die überwältigendste (und auch faszinierendste) Wall of Sound der jüngeren Musikgeschichte darstellt. Mit dem Produzenten BJ Burton haben LOW auf ihrem 2015er Meisterwerk „Double Negative“, einen völlig neuen Weg beschritten. So klang bisher noch keine andere Musik. Auch nicht das ebenfalls avantgardistische und ebenfalls von BJ Burton betreute Album „22, A Million“ von BON IVER. Das aktuelle Werk „Hey What“, spielt das von der neuen Bassistin Liz Draper (SOUL ASYLUM, THE OKEE DOKEE BROTHERS, THE CACTUS BLOSSOMS, Davina Sowers) unterstützte Ehepaar heute chronologisch und komplett. Danach folgen nochmal neun weitere Songs. Unter anderem das unzerstörbare „No Comprende“. Über das Thema des Songs „Kommunikation und inkompatible Paradigmen“, spricht Alan Sparhawk gegen Ende der Show sogar noch konkreter. Die schönste Geste des Abends ist sicherlich LOWs Widmung ihres Songs „Plastic Cup“ (von der von WILCOS Jeff Tweedy produzierten Platte „The Invisible Way“ aus 2013) an ihren Support, an die wirklich großartigen DIVIDE & DISSOLVE.
Plastic Cup
Well, you could always count on your friends to get you high
That’s right
And you could always count on the ‚rents to get you by
You could fly
And now they make you piss into a plastic cup
And give it up
The cup will probably be here long after we’re gone
What’s wrong
They’ll probably dig it up a thousand years from now
And how
They’ll probably wonder what the hell we used it for
And more
This must be the cup the king held every night
As he cried