LOW, die amerikanische Rockband des Ehepaares Mimi Parker und Alan Sparhawk, hat im letzten September ihr drittes Album mit dem Produzenten BJ Burton aufgenommen. Die großartige Platte (Jahrespoll Platz 2) verlangt dem / der Hörer:in einiges ab. Das Zündfunk-Magazin des bayrischen Rundfunks bezeichnet es als „Listening-Challenge“, was aber nicht bedeutet, dass man es bei „Hey What“ mit einem unanhörbaren Stück Avantgarde-Musik zu tun hat. Parker, Sparhawk und Burton gehen jedoch völlig neue Wege bei der Musikproduktion. Dekonstruierte Gitarrenwände klangen nie brutaler und gleichzeitig schöner. Man war sogar für den Grammy Award for Best Engineered Album, Non-Classical in diesem Jahr nominiert (gewonnen haben ihn Tony Bennett und Lady Gaga).
In der Konzertsituation erweitern die praktizierenden Mitglieder der Church of Jesus Christ of Latter-day Saints, ihre Kunst mit Humor und interessanten Coverversionen. LOW, die das Slowcore-Label ablehnen, spielen oft sehr leise Passagen in ihren Konzerten. Legendär (gescheitert) ihr Auftritt beim SXSW am 15.03.1996 in Austins Maggie Mae’s, als zeitgleich auf einer anderen Etage im Etablissement, eine skandinavische Hardcore-Band LOWs Auftritt zerlärmt. Mark Kozelek wäre das nicht passiert: Er hätte sich einen Peitsche genommen und den Skandinaviern in die Fresse gehauen. Dass LOW am Dienstag in einer Kirche spielen, macht also Sinn. Vielleicht schon mal anfangen zu beten, dass alle schön im Publikum die Schnauze halten.
Foto: Nathan Keay