Beim ersten Mal fanden wir’s nur okay, beim zweiten Mal aber so richtig schön. Jetzt darf Sam Fender morgen Abend die nächstgrößere Halle der Region beglücken, auch wenn das letzte Konzert im Kölner Palladium nicht ganz ausverkauft war. Fender spielt doch in seinem Heimatland England längst in >15.000er Hallen. Die Produktion seiner zweiten und letzten Platte „Seventeen Going Under“ schielt ganz unverholen auf die großen Stadien.
Dass er damit sehr erfolgreich auf den großen Spuren Bruce Springsteens wandelt, sollte sich inzwischen herumgesprochen haben. Biographische Geneinsamkeiten gibt es ebenfalls; stammen beide Künstler doch aus eher einfachen Verhältnissen. Für den jungen Bruce Springsteen erschien der Vietnamkrieg als dunkle Wolke am Himmel seiner amerikanischen Jugend. Auf seinem legendären 5er LP „Live 1975–85“ Album schildert Springsteen im Intro zu „The River“ eindrucksvoll diesen Lebensabschnitt und das schwierige Verhältnis zu seinem Vater.
Bei Fender waren es die Folgen eines ungebremsten Turbokapitalismus, des Brexits; ein fortwährender sozialer Abstieg, der ihn zu einem Umzug mit seiner Mutter von einem Reihenhaus in North Shields im Nordosten Englands, in eine baufällige Sozialwohnung an The Edge of The Town zwingt. Anders als beim amerikanischen Vorbild, der auf seiner ersten Platte noch nicht wirklich zu einem eigenen Stil fand und dessen zweites Album sogar floppte, ging es bei Fender direkt mit seinem Debüt „Hypersonic Missiles“ steil nach. Wie anfangs erwähnt, konnte Fenders Auftritt in der Live Music Hall im November 2019 den Autor dieser Zeilen nicht wirklich überzeugen: Ein diffuser Sound, ein recht druckloses Spiel und seltsame Entscheidungen bei der Setlist standen einem bemerkenswerten Konzertereignis im Weg. Knapp vier Monate später – bei seiner Show im Palladium – war dann alles völlig anders. Keine OASIS Cover, eine dramaturgisch ausgefeilte Setlist, eine sehr konzentrierte Vorstellung.
Jetzt stellt sich nur noch eine Frage.
Die Antwort gibt es hier.
Foto: Jack Whitefield