Wir sind ja bekannterweise für jeden Scheiß zu haben. Aber Alexander Marcus, Interpret und Autor vermeintlich postmoderner Ironie-Schlager, wie „Hawaii Toast Song“, „Papaya“ und „Homo Dance“, war eigentlich nicht so wirklich auf unserer Agenda. Facebook-Posts von Timon Karl Kaleyta, seines Zeichens Kopf der sehr guten Band SUSANNE BLECH, FAS-Kolumnist und Autor des ebenfalls sehr guten Romans „Die Geschichte eines einfachen Mannes“, machten auf das letzte Album „Pharao“ von Marcus jedoch etwas neugierig. Und tatsächlich: große Teile der Platte sind völlig unironisch lesbar.
Die Singleauskopplung „Ich will verreisen“ thematisiert die Lebensumstände und Ausbruchsmöglichkeiten prekärer Arbeitsverhältnisse. Mit den immer noch vorhandenen Electro-Schlagern, die im besten Fall nihilistisch eingestellte Zyniker mit Wohlstandsverwahrlosungs-Merkmalen (falls kein Wohlstand vorhanden ist: mit kompensierendem Kunsthochschulen-Habitus), oder im schlimmsten Fall, dem progressiv eingestellten Teil der Ballermann-Fraktion (aka DEICHKIND Konzertbesucher) gefallen sollen, ergibt sich möglicherweise durch die Stilmischung und ihren einhergehenden Reibungspotentialen, eine spannende Konzertsituation für Fans von Pierre Bourdieu oder von Cringe.
Wobei, ich muss mich korrigieren: die Erstgenannten sind doch eindeutig der schlimmere Teil der Zielgruppe.
Die 18.000 Personen Halle Lanxess-Arena enthält allein durch ihre Rahmenbedingungen (jedenfalls in der Theorie), vielleicht sogar Potential für ein ordentliches Reboot der Dantes Inferno Allegorie. Aber das wollen wir erstmal genau überprüfen. Wenn es einfach nur blöd wird, hört ihr von uns nichts weiteres zu der Veranstaltung. Sollten sich die Erwartungen erfüllen, zwitschert euch das JMC-Vögelchen, nächste Woche, alles was ihr wissen müsst, in eure Öhrchen.
Foto: Karsten Grossmann