Dass der oft bemühte DOORS Klassiker „The End“ das Konzert des Dream-Pop Duos BEACH HOUSE einläutet, verströmt schon eine etwas eschatologische Note. Die hat sich aber bereits nach den ersten Tönen der Vorabsingle „One Twice Melody“ – aus dem gleichnamigen und aktuellen Album – wahrscheinlich zur Zufriedenheit der meisten Anwesenden in Luft aufgelöst.
Auch im heutigen Set, der, live um Schlagzeuger James Barone (ehemals TENNIS) erweiterten, zweite Generation Shoegazer, gibt es mediokres Material. Darüber gibt es keine Zweifel. Aber im Gegensatz zu früheren Konzerten, denen gerne mal nach der Hälfte die Luft ausging, schaffen es Victoria Legrand und Alex Scally am heutigen Abend einen formidablen Spannungsbogen zu entfalten. Auf das eher banale „…New Romance“ – ebenfalls aus der aktuellen Platte – folgt das umwerfende „Drunk in L.A.“, aus dem (besseren) Vorgänger „7“ (auf das die Fans beim Konzert in der Berliner Columbiahalle leider verzichten mussten).
BEACH HOUSE befinden sich gerade mitten in ihrer Tournee, die sie direkt vom Primavera in Barcelona nach Köln geführt hat. Die Routine tut ihnen anscheinend sehr gut. Selten hat man die Band so fokussiert und lebendig erlebt. Die größeren Hallen spielen ihrer Perfomance auch eindeutig in die Karten. Insgesamt führen sie sieben neue Stücke aus der Melody Platte auf. Die integrieren sich auch wirklich gut in die Setlist. Die erste wahrnehmbare Euphoriewelle schwappt durch die Halle, als die ersten Gitarrenakkorde von „PPP“ ertönen; der bereits zum Klassiker gereiften Dream-Pop Hymne, über die Ahnung der Endlichkeit einer Liebesbeziehung. Überhaupt zur Gitarrenkunst des Alex Scally: Mitunter, während den Soli bekommt man den Eindruck, angesichts seiner deutlich weiterentwickelten Fähigkeiten am Saiteninstrument und dem daraus resultierenden „Abhebe-Potential“, nicht Scally sondern einem David Gilmour zuzuhören.
Der Höhepunkt ist sicherlich mit der Aufführung des vorletzten Songs des Abends erreicht. Und man kann es ruhig aussprechen: „Myth“ ist der größte Dream-Pop Song der letzten Dekade. BEACH HOUSE und ihre subtile aber sehr effektive Lichtdramaturgie, haben es heute Abend jedenfalls endlich geschafft, dass man für anderthalb Stunden Raum und Zeit völlig vergessen konnte. Und darum sollte es beim Dream-Pop auch ausschließlich gehen. Großes Kino!