Letztes Mal auf dem Samiam Konzert konnten einem fast nostalgische Gefühle bei dem Emo-Punk-Sound kommen. Gut, dass Bands wie die Between Bodies dem Sound mit Ihrem Debüt ELECTRIC SLEEP eine ordentliche Verjüngungskur verpassen.
Die Between Bodies existieren erst seit 2019, mussten eine Pandemie überstehen und konnten sich trotzdem innerhalb der Kölner Indie- und DIY – Szene schon eine guten Namen machen und sich vermutlich in den Herzen vieler Menschen festsetzen. Ihre Songs kombinieren das beste aus zwei Welten. Mit ihrem emotionalen Indie-Sound und ihrem melodiösen Emo-Punk decken sie zwei Seiten einer Medaille ab und verdienen sich diese mit einer hohen Authentizität in Musik und Lyrics. Sie verbinden den Druck von 00er – Emo-Rock mit dem Pathos und der Eleganz von elegischem Indie-Rock.
Bereits die EP ON FENCES hinterließ einen nachhaltigen Eindruck wegen des ausgeklügelten Songwritings und dem angenehm-vertrauten Sound von Bands wie Tribute to Nothing, Samiam oder Alkaline Trio. Dazu kommen die aufwühlenden Texte, die sich mit der persönlichen Trauerverarbeitung beschäftigen und in Teilen geprägt sind von religiöser Metaphorik, die einer gemeinsamen Vergangenheit einiger Mitglieder in Kirchenbands entspringt. So nehmen Songs wie „Lucifer, I wanna be everything“, „Gallows“ oder „Crosses in the distance“ religiöse Bilder auf, in Verbindung mit Gedanken über die Vergänglichkeit und den Tod. So legt sich ein leicht dunkle Stimmung über die Songs, glücklicherweise ohne in einen falschen Pathos zu verfallen. Stattdessen scheinen die Songs aus der Dunkelheit eher eine zusätzliche Energie zu ziehen.
Spannende Mischung und musikalisch spannend sind auch die Lieder auf ELCTIRC SLEEP mit ihrem Dynamikwechseln und vor allem den Melodien sowie dem mehrstimmigen Gesang. Prägende Beispiel sind die Vorabauskopplung „Stronger then me“, der Opener “ Lucifer, I wanna be everything“, die mit ihren Melodiegitarren den Hörer trotz des eher negativen Inhalts wegtragen oder „On a grave“ , was verschachtelt beginnt, um sich in eine peitschende Emo-Punk-Nummer zu verwandeln, um schlussendlich in einem gebrochenen Pianothema zu münden. Sowieso tritt an verschiedenen Stellen das Piano in den Vordergrund und verleiht den Liedern, fast in eine Arcade Fire – mäßige Feierlichkeit.
So pendeln die Songs zwischen straighten Emo-Punk Nummern, veredelt mit mächtigen Gitarrenwänden („Gallows“ und „Night Children“) und eher feierlichen Indie-Nummern. Die Geschlossenheit und das in sich schlüssige und trotzdem abwechslungsreiche Songrwriting überraschen bzw. nötigen eine zusätzliche Anerkennung für ELECTRIC SLEEP ab, da die Band eigentlich kurz nach der Gründung 2019 von Corona abgegrätscht wurde und sie via virtuellem Raum ihre Songideen austauschen und entwickeln musste. Tolle Platte, tolle Band, die es sich lohnt live zu erleben.
VÖ: 30.Septmeber 2022, Krod Records und I.Corrupt Records, Between Bodies
Tracklist: Lucifer, I Wanna Be Everything / Stronger Than Me / Ambulance/ On a Grave/ Gallows / Towards The Light/ Night Children/ Love Invisible/ Cold Smoke/ Crosses In The Distance/ Waking Up
Unsere Wertung:
Ohr d’Oeuvre: Crosses in the distance / Stronger than me/ On a Grave
Gesamteindruck: 8/10