Ob der kanadische Regisseur, Autor und Schaupieler Xavier Dolan tatsächlich, wie Anfang Juli in einem Interview behauptet, dem Filmschaffen, wegen einer großen Diskrepanz zwischen Engagement und generierbarer Aufmerksamkeit, den Rücken zukehren wird, kann in den nächsten zwei Wochen direkt bei ihm persönlich erfragt werden. Dolan wird in Köln nicht nur mit dem „The Hollywood Reporter Award“ ausgezeichnet werden. Es gibt auch die Möglichkeit, neben (einigen Folgen) seiner ersten Serie „The Night Logan Woke Up“, nochmal zwei seiner großartigen Filme auf der großen Leinwand zu bewundern. Bei den Screenings soll er auch anwesend sein.
Ob die restlichen Filme genauso so großartig ausgefallen sind, bleibt immer die spannende Frage, die man sich nur selber mit einem Besuch der Screenings beantworten kann. Viele Gewinner der letztjährigen europäischen Festivals, wie z.B. „Titane“ von Julia Ducournau, sind leider oft nur belangslose Werke von Menschen, die den aktuellen Kunstbetrieb verstanden, aber nicht wirklich etwas Interessantes zu erzählen haben. Ob der neue Film „Anatomie d’une chute“ von Justine Triet, die auch den Filmpreis Köln verliehen bekommt, und dafür auch einige Filme vorstellt, die auf ihr Schaffen einen Einfluss hatten, ebenfalls in diese Kategorie gehört? Leider sind die Bewertungen auf den gängigen Portalen, wie Letterboxd oder IMDB, vor den offiziellen Kinostarts nicht wirklich repräsentativ. Neben Giorgos Lanthimos neuem Film „Poor Things“ und dem anderen Hüller-Streifen „The Zone of Interest“, ist Triets neuer Film aber definitiv, der am meisten erwartete Arthaus-Titel des Restjahres.
Bei den 12 Titeln der Reihe „Best of Cinema Fiction“, wird auf jeden Fall etwas dabei sein, was sich wirklich lohnt. In den letzten Jahren haben die Kurator:innen eigentlich immer sehr gute Arbeit geleistet, und spektakuläre Arthaus-Filme, einige Wochen vor ihrem regulären Starttermin, im Filmpalast Köln gezeigt. Der Hauptgrund für einen Besuch des Film Festival Cologne, ist sicherlich die Möglichkeit, Filme auf einer wirklich großen Diagonale ohne heruntergedrosselten Kino-Ton ansehen zu können. Das ist bei den Arthaus-Filmen, die es in Köln nicht in die Multiplexe schaffen, tatsächlich nur im Rahmen des Festivals möglich.
Bei einigen Teilnehmern des „NRW-Wettbewerbs“ ist es leider wahrscheinlich sogar die einzige Möglichkeit, ihren Film überhaupt im Kino sehen zu können. Besonders erfreulich ist jedenfalls, dass das Genrekino in diesem Jahr nicht zu kurz kommt. Neben dem neuen Film von Christina Ebelt („Sterne über uns“) und dem Langfilmdebüt der Kölnerin Katharina Huber, kann man sehr auf „Schock“ und „The Dive“ gespannt sein.
Natürlich werden auch, neben Kinofilmen aus dem Bereich Fiction, wieder interessante neue Dokumentarfilme, TV-Serien und Fernsehfilme gezeigt.
Das gesamte Programm gibt es hier.