Ein besonders großer Mangel an englischsprachigen Post-Punk Bands ist im Moment nicht unbedingt festzustellen. Was man unter der Beschriftung alles einordnet, ist natürlich erstmal zu klären. Auf Wikipedia wird sogar WET LEG als Post-Punk Band bezeichnet; bzw. als Band eines in den frühen 200er Jahren etablierten Subgenres, dem Post-Punk Revival. Letzteres haut vielleicht schon eher hin. Wobei diese Subgenre-Erfindungen schon eine Kunstform für sich darstellen.
Bei der Dubliner Band THE MURDER CAPITAL ist sofort klar, dass es sich um eine lupenreine Post-Punk Formation handelt. Ganz so streng wie SQUID oder BLACK MIDI ist ihr Sound nicht. Aber eine dringliche Ernsthaftigkeit ohne Pathetik, gehörte schon auf dem 2019er Debüt „When I Have Fears“ (welches von Flood produziert wurde), zum Trademark der Iren um Sänger James McGovern. Das lag wahrscheinlich auch an zwei Todesfällen im direkten Bandumfeld.
Am Anfang 2023 veröffentlichten zweiten Album „Gigi’s Recovery“, hat die Band zwei Jahre mit dem amerikanischen Produzenten John Congleton gearbeitet. Mit einer anderen Herangehensweise: Auf Demos hat man laut Aussage der Band verzichtet und hat eher von Texturen aus die Songs entwickelt. Dazu wurden Field Recordings und andere eigens für die Platte angefertigte Geräusche verwendet.
Beim ersten Höreindruck geht der Unternehmung am Ende der ersten Seite etwas die Luft aus (und zieht auch nicht direkt mit dem ersten Track auf der zweiten LP-Seite wieder an). Wenn man die Platte dann aber im gesamten Kontext „liest“ und wieder hört, macht die Dramaturgie von „Gigi’s Recovery“ Sinn. Definitiv ein Album und keine Tracksammlung. In Irland gab es zur Belohnung direkt den ersten Platz der Albumcharts.
Tickets für die Show am Mittwoch gibt es hier. Rechtzeitiges Erscheinen wird empfohlen: Die bisher vier vorliegenden Stücke des Supports UNIVERSITY überzeugen ebenfalls.
Foto: James Kelly