Die kalifornische Metalband FEAR FACTORY ist inzwischen in den Lebensabschnitt von Musikern eingetreten, in dem diese ihr altes Material modifizieren und man eigentlich auch gut Werbung für Rechtsschutzversicherungen machen könnte. Anscheinend beschäftigt sich die Band seit über 20 Jahren mit Rechtsstreitigkeiten. Das ist finanziell nicht gerade zuträglich. Für das 2021er Album „Aggression Continuum“ musste man zur Produktion die Crowdfunding-Trommel rühren; worauf der damalige Sänger Burton C. Bell dem Gitarristen Dino Cazares vorwarf, das eingesammelte Geld für Anwaltskosten ausgegeben zu haben. Seit 2021 gibt es nun einen neuen Sänger. Cazares bleibt in der aktuellen Besetzung das letzte Gründungsmitglied. Zum Thema „alte Alben neu aufnehmen“ muss man zur Ehrenrettung sagen, dass die neue Version der 2012er Platte „The Industrialist“ (jetzt „Re-Industrialized“) tatsächlich eine Verbesserung darstellt. Die ursprünglich programmierten und etwas steril klingenden Drums, wurden für das Reboot live eingespielt.
Am Samstag findet nun in der LIVE MUSIC HALL quasi ein Mini-Festival statt. Drei (!) Vorbands eröffnen ab dem späten Nachmittag, für die inzwischen sehr international zusammengesetzte Metal-Gruppe. Ob das für den Teilzeit-Metalhead wirklich einen Grund zur Freude darstellt, oder eher zur Herausforderung oder Zermürbung wird, muss jeder selber entscheiden. Mir waren bis zur Recherche für den Text Termini wie „Cleangesang“ bisher unbekannt. Das scheint jedoch in Teilen der Metalszene, dasselbe wie „Autotune“ für Popfans zu sein. Die Band GHOSTS OF ATLANTIS, die am Nachmittag eröffnet, scheint „Cleangesang“ zu praktizieren. Das wollen wir, falls hier jemand aus der Zielgruppe mitliest, keinesfalls unter den Tisch fallen lassen. In dem Genre wird ja hauptsächlich auf gutturalen Gesang gesetzt. Für mich klingt die Band sehr nach SANTIANO. Offiziell nennt man ihre Spielart wohl „Extreme Symphonic Metal/Metalcore“. „Extrem“ beschreibt es auf jeden Fall ziemlich gut.
Die ukrainische Band IGNEA scheint beim ersten Höreindruck keine schlimmeren Schäden beim Zuhörer zu hinterlassen. Was ich über die letzte Support-Band BUTCHER BABIES aber keinesfalls versprechen kann.
Wenn dann gegen 20:20 Uhr die Reste von FEAR FACTORY anfangen, ihre verschlimmbesserten Alben in die Ehrenfelder Halle zu knüppeln, wird das aber alles vergessen sein. Versprochen!
Timetable (ohne Gewähr):
17:30 – 18:00 – Ghosts Of Atlantis
18:15 – 18:55 – Ignea
19:15 – 20:05 – Butcher Babies
20:25 FEAR FACTORY