Auch in „Heilung“, dem zweiten Roman des SUSANNE BLECH Sängers und Ernst Jünger Fans Timon Karl Kaleyta, geht eine autobiographisch angelegte Hauptfigur wieder auf Sinnsuche. Da das Ganze im Bergsanatorium spielt, dauert es nicht lange bis die erste Rezension Thomas Manns Zauberberg erwähnt. Das haben wir jetzt auch erledigt. Bei Kayleta gibt es jedoch weder „gute oder schlechte Russentische“, noch Themen oder Zusammenhänge, die eine etwas komplexere Beschreibung benötigen.
Das Arschloch-Mindset und die dämlichen Provokationen (Helmut Kohl toll, Pierre Bourdieu doof, Selbstbeschreibung: Genie, Sinnfindung durch harte und ehrliche Lohnarbeit) aus dem ersten Buch „Die Geschichte eines einfachen Mannes“ werden in „Heilung“ etwas variert.
Kaleyta hat inzwischen – wie im ersten Buch angedroht – anscheinend privat recht wohlhabend geheiratet. Jetzt schickt er sein Alter Ego zwecks Insomnia-Therapie ins alpine Luxus-Sanatorium. Zumindest im ersten Teil, der wie eine gruselfreie „A Cure for Wellness“ Variation daherkommt. Zwischendurch wird etwas braune Soße aus der Kindheit serviert und die daraus entstandene Zerrissenheit der Gefühle thematisiert.
Der zweite Teil spielt auf dem Rittergut von Götz Kubitschek und Ellen Kositza, auf dem sich der Protagonist als Knecht verdient machen will. Nein, das wäre zu schön. Den zweiten Teil muss man nicht lesen und kann sich stattdessen den Deichkind Song „In der Natur“ anhören.
Insgesamt liest sich das Buch eher wie die Privatangelegenheit eines Bürschchens, der ähnlich wie Sofia Coppola um das Thema Langeweile einen dünnen Plot konstruiert, im Tonfall offenhält, ob es sich um Ironie oder Provokation handelt. Halt in dieser Form, mit denen man in der verbrüderten Kunst/Polytoxie/Feuilleton-Bubble Anerkennung generiert und für ein paar Jahre seine Daseinsberechtigung legitimiert.
Mission Accomplished.