Gerade laufen im Kino zwei sehr unterschiedliche Filme über das selbe Thema: die systematische gesellschaftliche Benachteiligung und Degradierung von Frauen. Der italienische Spielfilm „C’è ancora domani“ („Morgen ist auch noch ein Tag“) erzählt von einer römischen Arbeiterfamilie im Rom der Nachkriegszeit, bzw. von einer Mutter und Hausfrau, die unter ihrem gewalttätigen Ehemann leidet und auch sonst bei ihren vielen Tätigkeiten, mit denen sie ihre Familie zusammen und über Wasser hält, von der klerikal-patriarchal ausgerichteten italienischen Nachkriegsgesellschaft nach Strich und Faden verarscht und ausgebeutet wird. Das wird zwei Akte lang so erzählt, dass der Handlung auch Fünfjährige folgen und mitfiebern können, um dann im Finale mit einer wirklich guten Pointe und dem Hauptanliegen des Films zu überraschen. Um ein besonderes Finale geht es auch in dem Dokumentarfilm „Copa 71“ von Rachel Ramsey und James Erskine. Der läuft zwar (noch) nicht regulär im Kino. Aber dafür im Rahmen des sehr empfehlenswerten „Internationalen Frauen Film Fest Dortmund+Köln“.
Ramsey und Erskine haben vor vier Jahren mit „The End of the Storm“ – einer Doku über Kloppos Meisterschaft mit dem FC Liverpool im Jahr 2020 – wahrscheinlich eine der besten Fußball-Dokus aller Zeiten produziert. Jetzt widmen sie sich der Geschichte um die Frauenfußball-WM 1971 in Mexiko und dem Finale zwischen Dänemark und Mexiko vor 100.000 (!) Zuschauer:innen.
Frauenfußball war in vielen Ländern – auch in Deutschland zwischen 1955 und 1970 (!) – verboten! Die lokalen Veranstalter der 1971er Frauenfußball-WM in Mexiko sahen vor allem enorme Vermarktungspotentiale, ein Jahr nach der offiziellen Männer-WM im Land. Da wurden rechtliche Bedenken (die Fifa hat das Turnier mit sechs National-FRAUschaften bis heute nicht anerkannt) schnell auf Seite geschoben und die Torpfosten pink angestrichen (kein Witz). Über das Turnier gab es bis vor kurzem nicht mal eine Wikipedia-Seite.
Auf Fotos von dem vergessenen Event, fiel den beiden Filmemacher*innen auf, dass Fernsehkameras in den Stadion zu sehen waren. Und so entdeckten die beiden in Mexiko Original-Bildmaterial, welches in den letzten 50 Jahren nicht gezeigt wurde. Das wird jetzt zusammen mit aktuellen Interviews der beteiligten Spielerinnen in der Dokumentation gezeigt. Man kann nur hoffen, dass der spektakuläre und beeindruckende Film auch einen regulären Kinostart erhält. In Ägypten wahrscheinlich jedoch nicht. Tickets für das Screening am Samstag um 12 Uhr im Filmforum NRW (Museum Ludwig, Hintereingang) gibt es hier.