Für das Prequel zu Richard Donners (The Goonies, Lethal Weapon, Superman) Horrorfilm-Klassiker „The Omen“, hat sich das zum Walt Disney Konzern gehörende Studio 20th Century Fox nicht lumpen lassen. Das Kinofilm-Debüt „The First Omen“ der Regisseurin Arkasha Stevenson setzt einige Jahre vor den Ereignissen aus Richard Donners Kassenschlager aus dem Jahr 1976 an.
Zur Mitgliederrekrutierung und Glaubensfestigung hat sich die römische Dependance der katholischen Kirche eine besonders perfide Sauerei einfallen lassen: Im Keller eines Ordens soll mit erzwungenem Beischlaf durch den Beezelbub der leibhaftige Antichrist erzeugt werden. Das Ganze wird von einer älteren Nonne angeleitet, die von der brasilianischen Schauspielerin Sônia Braga gespielt wird. Ein echter (nicht der einzige) Casting-Coup. Braga hat bereits Erfahrung mit ungewöhnlichen Schändungen. Im 1990er Film „The Rookie“ vergewaltigte sie Clint Eastwood. Die Szene dürfte damals den Ausschlag gegeben haben den Film nicht für Jugendliche freizugeben. Zumindest in Deutschland. Eine ähnliche Doppelmoral bei den Standards konnten die Produzenten von „The First Omen“ jetzt 34 Jahre später bei der Freigabe durch die Motion Picture Association erneut erleben. Da in einer Geburtsszene etwas (Kunststoff-) Vagina zu sehen ist, wollte man dem Film das „überlebensnotwendige“ R-Rating verweigern. Im (Body-)Horrorfilm gelten anscheinend für die beiden Geschlechter noch immer unterschiedliche Regeln. Im Vergleich zur berühmten Geburtsszene Udo Kiers in Lars von Triers „(Hospital der) Geister“, verhält sich die von der amerikanischen Zensurbehörde beanstandete Szene übrigens wie „Bambi“ zu „Texas Chainsaw Massacre“.
Der Kinodebütantin Arkasha Stevenson ist formal sicherlich ein wirklich großer Wurf gelungen. Das auf 35mm Retro-Look mit Filmkorn getrimmte Prequel, punktet über die gesamte Laufzeit durch kompetente Bildgestaltung in geschmackvollen Braun- und Senftönen. Neben Regie und Kamera haben auch andere Departments, gerade Kostümbild und Produktionsdesign, ebenfalls erstklassige Arbeit geleistet. Leider bleiben der Ton und das Drehbuch in den Konventionen des zeitgenössischen Kommerz-Horrorfilms gefangen. Besonders großen Grusel verbreitet der Plot jedenfalls nicht. Und selbst die mit den üblichen Toneffekten extrem aufgeblasenen Jumpscares können nicht kaschieren, dass sich der Plot eigentlich nur an ein paar milden Schocks und ein paar harmlosen Gore-Sequenzen zum vermeintlich großen Finale entlanghangelt, und keine echte Spannung aufbauen kann. Das wäre nicht besonders ärgerlich, hätte man der Protagonistin und ihrer Überlegung, ob sie „ihren“ Säugling töten soll, etwas mehr Tatendrang ins Drehbuch geschrieben. Dann wäre dem Film tatsächlich ein starkes und provokatives Statement über weibliche Selbstbestimmung gelungen. So bleibt es ein gediegener und kurzweiliger Okkult-Quatsch, der immerhin interessante Querverweise zu bieten hat, wie zu Zulawskis „Possession“ und Roegs „Don‘t Look Now“.
Regie: Arkasha Stevenson
Mit: Nell Tiger Free, Tawfeek Barhom, Sonia Braga,
Ralph Ineson, und Bill Nighy
Deutscher Kinostart: 11. April 2024
im Verleih von Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
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