– ANDERSWO IST NICHT WEIT VON UNS –
Wie schnell die Zeit verflogen ist! Gerade hat man am Sonntag den blitzeblanken Zeltplatz mit diesem ganz sonderbar zwiespältigen Gefühl verlassen und schon befindet man sich wieder auf der Lohstraße und freut sich über die Schilder, die die Besucher*innen mit einem „Schön, dass du das bist!“ begrüßen.
Zwiespältig, weil man auf der einen Seite am Abbausonntag prall gefüllt ist mit Eindrücken, neuen Bekanntschaften, tollen Konzerten und der Einsicht, dass sich an diesem Wochenende, an diesem kleinen, aber wundervollen Fleckchen Niederrhein, die Welt im besten Sinne noch ein wenig beschaulicher dreht als „Anderswo“. Auf der anderen Seite ist man traurig, dass ein für viele Besucher*innen gewachsener und fester Fixpunkt im Jahreskalender nach drei tollen Tagen schon wieder vorbei ist.
Aber wir wären nicht JMC, euer Servicemagazin, wenn wir nicht eine sehr gute Nachricht für euch in petto hätten: Es geht wieder los! Bei Veröffentlichung dieses Artikels werden einige schon im Lindendorf angekommen sein. Andere sind noch auf der beschwingten Anfahrt oder packen das Auto für das schönste Wochenende des Jahres und über den Ort Haldern hat sich bereits diese vorfreudig, gespannte Stimmung gelegt, die man nicht beschreiben kann, sondern die man fühlen und erleben muss. Für die wenigen „Nicht-Haldern-Profis“: Was solltet ihr mitbringen, um das schönste Festivalwochenende in diesem Biotop für Gemeinschaft zu erleben?
Ganz wichtig: Gelassenheit. Lasst euch treiben! Macht euch nur einen groben Plan, was ihr sehen wollt – dabei soll euch dieser kleine Vorbericht ein wenig helfen. Seid zuversichtlich, dass, auch wenn es mal eine Unwägbarkeit gibt, alles gut wird, denn in Haldern ist jeder für jeden da.
Und nicht weniger wichtig, bringt eine gehörige Portion Überraschungsoffenheit mit. Geht einfach mal in die Kirche, in die Pop Bar oder auch ins Spiegelzelt. Lasst die Bands und ihre Musik auf euch zukommen und ihr werdet Momente erleben, von denen ihr mindestens den Rest des Jahres zehren werdet. Versprochen!
Und zu guter Letzt, freut euch vor allem auf Begegnungen. Sei es mit alten Bekannten, neuen Bekanntschaften, den vielen tollen Helfer*innen aus dem Ort und auch dem/der ein oder anderen Künstler*in. Denn diese Begegnungen sind der Kitt für ein unvergessliches Wochenende.
Wir wollen euch für jeden der drei Festivaltage vier bis fünf Bands vorstellen. Nur? Ja, denn gibt es Schöneres, als seinem eigenen Entdeckergeist zu frönen? Wir finden nicht!
Ein Klick auf den Bandnamen und ihr habt einen kleinen Eindruck von den Bands.
DONNERSTAG:
Go Jo:
Er ist einer der aktuell aufstrebendsten Artists in der Musikwelt. Bei Go Jo handelt es sich um Marty Zambotto, einen in Sydney lebenden Sänger, Songwriter und Produzenten. Luftiger Indie Pop, der perfekt ist, um am Donnerstag 16:30 Uhr das Spiegelzelt zu eröffnen.
Crème Solaire:
So! Donnerstag 18:00 Uhr, erste Bewährungsprobe für die Statik des Spiegelzeltes. Ich wage zu prophezeien, dass nach dem Konzert von Crème Solaire im Spiegelzelt, der Sauerstoffgehalt bei unter 1% liegen wird. Die Band aus Freiburg/Schweiz wird mit ihrem unglaublich energetischen Electropunk das Spiegelzelt und hoffentlich den Biergarten in eine frenetische Disco verwandeln.
Yard Act: Auf der Insel schon eine große Nummer, werden Yard Act aus Leeds mit ihrem sehr tanzbaren Disco-PostPunk am Donnerstag um 18:45 Uhr auf der Hauptbühne dafür sorgen, dass auch die letzten den Alltag abstreifen und in die unvergleichliche „Haldern Stimmung“ kommen. Also unbedingt angucken!
Lola Young:
Lola Young aus London ist eine klassische „Haldern“-Künstlerin. Klassisch deshalb, da man sie nach ihrem Auftritt wahrscheinlich nicht mehr in einem solch „kleinen“ Rahmen sehen wird. Ähnlich wie einst Sam Smith oder auch Loyle Carner braucht man keine prophetischen Talente zu besitzen, um vorauszusagen, dass Lola Young groß ist bzw. werden wird. Ein absoluter Pflichttermin am Donnerstag um 20:30 Uhr auf der Hauptbühne!
Endless Wellness:
Endless Wellness kommen aus Österreich und changieren irgendwo zwischen dem, was man Neo Neue Deutsche Welle, Hamburger Schule („Nicht aufregen, Bernd!“) und Deutschpunk nennen würde. Wortgewandt, mit einer wahnsinnigen Energie und immer einem leichten Augenzwinkern wird Endless Wellness sicherlich eine der Neuentdeckungen werden. Also, immer mal wieder ein Zwischenwasser, damit wir zusammen am Donnerstag um 0:00 Uhr das Spiegelzelt zertanzen können!
FREITAG:
Man kennt das: Die Vorfreude entlädt sich in völligem Enthusiasmus am Donnerstag, sodass der Freitag meist etwas verkatert, verhalten beginnt. Seid ihr einmal aus den Zelten gekrochen, habt euch mit Hilfe einer Dusche oder des Sees „saniert“, so erwarten euch wieder tolle Künstler*innen. Welche wir euch ans Herz legen würden? Bitteschön!
Quirinello:
Nachdem ihr hoffentlich alle mit einer WIENER MELANGE von Bäcker Janßen in den Tag gestartet seid, würden wir euch empfehlen, euch auf den Weg ins Dorf zur Pop Bar zu machen. Hier wartet um 11:00 Uhr Quirinello aus München auf euch. Entspannter LO-FI Rock, wahnsinnig stilsicher vorgetragen. Besser kann man musikalisch nicht in den zweiten Tag des Festivals starten.
Picture Parlour:
Inzwischen gut im Festivalfreitag angekommen, solltet ihr euch Picture Parlour um 16:15 Uhr im Spiegelzelt nicht entgehen lassen. Manchmal Indie Rock, manchmal ein wenig Glam, aber immer treibend und mitreißend. Ihr wisst, wir sind „in love with Gitarren“ und deshalb ist die Band aus Manchester um Sängerin Katherine Parlour ein Muss.
Fat Dog:
Da wäre sie, die erste Überschneidung. Aber wir trauen euch zu, selbst zu entscheiden, ob ihr an der wilden Indie-Electro-Jazz-WasAuchImmer-Party der Szene-Lieblinge Fat Dog aus dem Südosten Londons teilnehmt oder lieber bei Big Special am Niederrhein Zelt vorbeischaut. Wir würden aufgrund der kurzen Wege in Haldern empfehlen, beides mitzunehmen. Fat Dog muss man gesehen haben und wahrscheinlich wird man schnell für sich herausfinden, ob man dem Hype erliegt oder nicht. Lasst es uns so formulieren: Eine typischere Haldern Band gab es selten – und das ist ausschließlich positiv gemeint! Freitag 21:30 Uhr Spiegelzelt!
Big Special:
Big Special aus Birmingham sind das, was man eine Urgewalt nennen kann. Zwei Typen, Schlagzeug und „Gesang“, wobei es sich um eine Mischung aus Singen und Sprechen handelt, wie Frontmann Joe Hicklin die Songs des Duos vorträgt. Irgendwo zwischen den Sleaford Mods und den IDLES, mit mehr Mut zur Melodie. Solltet ihr euch am Freitag um 21:30 Uhr am Niederrhein Zelt einfinden, werden Big Special euch spätestens mit ihrem Song „Shithole“ überrennen.
The Mary Wallopers:
Ihr habt am Freitag um 0:30 Uhr noch Luft? Dann geht an der Mainstage kein Weg vorbei. The Mary Wallopers spielen Irish Folk im klassischsten aller Sinne. Schaut man sich ihren Auftritt beim Glastonbury 2024 an, so kann man erahnen, was sich auf dem alten Reitplatz Freitagnacht abspielen könnte. Die Pouges haben würdige Nachfolger gefunden.
SAMSTAG:
Samstag, der letzte Tag. Man kriecht aus dem Zelt und sieht bereits die Ersten, die ihre Zelte abbauen, weil sie im Laufe des Tages die oftmals sehr weite Heimreise antreten müssen.
Obwohl einem in solchen Momenten erstmalig ein leicht sentimentales Gefühl beschleicht, gilt es, den letzten Tag in all seinen Facetten, mit all den neu gewonnen Bekanntschaften und vielen richtig guten Künstler*innen zu feiern. Damit man dies am Ende des Tages möglichst ausschweifend machen kann, wird der letzte Slot im Spiegelzelt nicht wie in den letzten Jahren von einer Band bespielt, sondern es gibt eine kleine Reminiszenz an die BÜHNENSAUSE aus den Anfangszeiten des Festivals. Ab 01:15 Uhr steht das Spiegelzelt Besucher*innen, Helfer*innen und Künstler*innen offen, um die letzten drei Festivaltage noch einmal mit einem kühlen Getränk Revue passieren zu lassen und sich ggf. fürs nächste Jahr an selber Stelle zu verabreden. Was ihr euch aber vorher auf keinen Fall entgehen lassen solltet? Bitteschön!
Gringo Mayer und die Kegelband:
Es gibt sie ja, diese Dialekte, mit denen man sich etwas schwertut. Kurpfälzisch wäre, würde man eine Umfrage nach den schönsten Dialekten starten, wahrscheinlich nicht unter den ersten 25. Das ist Gringo Mayer aber sowas von egal. Und das ist auch gut so. Selten hat man Musik im Dialekt so mitreißend erlebt. Immer mit einem Augenzwinkern balanciert Mayer auf dem schmalen Grat zwischen Kitsch und großer Kunst ohne auf der Seite des Kitsches herunterzufallen. Wer ihn mit seiner fantastischen Kegelband schon einmal live gesehen hat, brauchen wir eh nicht zu erzählen, wo man sich dringend am Samstag um 17:30 Uhr einfinden sollte. Den anderen sei gesagt: Hauptbühne ist „the place to be“. Und noch was! Packt den guten Gringo in eure Campingplatz-Playlist und übt fleißig die Texte. Sollte ja gelacht sein, wenn ihn der alte Reitplatz nicht an die Westkurve in Kaiserslautern erinnert.
Mick Flannery:
Auf der Hauptbühne geht es am Samstag etwas beschaulicher zu. Neben den beiden in Haldern schon gut bekannten Villagers und Susan O’Neill darf man sich um 19:00 Uhr auf Mick Flannery freuen. Falls einem der Name bekannt vorkommt: Auf Flannery haben sich viele bereits im letzten Jahr gefreut, da musste der Auftritt leider kurzfristig abgesagt werden. Aber da Vorfreude ja bekanntlich die schönste Freude ist, ist es in diesem Jahr endlich soweit und wir können den irischen Singer-Songwriter im wunderschönen sonnigen Abendlicht auf der schönsten Festivalbühne hierzulande bewundern. Und es würde uns übrigens nicht wundern, wenn er bei seinem Auftritt das ein oder andere Mal von Susan O’Neill unterstützt wird.
Deadletter:
Gut, wir geben es zu: Auch wir erliegen manchmal dem Hype. Im Falle von Deadletter aus London aber auch völlig zurecht – eine Band, wie für das Haldern Festival gemacht. In England wird schon wieder über das „nächste richtig große Ding“ fabuliert. Das ist dem geneigten Haldern Gänger egal, denn Hype hin oder her, die Band wird am Samstag um 22:00 Uhr auf ein proppenvolles Spiegelzelt treffen, welches nochmal die letzten Energien freisetzen wird, das Konzert des London Sechsers zu einem dieser legendären Haldern Momente zu machen. Haben wir vergessen über das Genre der Band zu sprechen? Nein, haben wir nicht, können wir nämlich nicht zuordnen. Okay, ein Versuch: Mitreißend und tanzbar oder wie die Band augenzwinkernd selbst sagt: „Pretty fucking beige“.
King Hannah:
Auf King Hannah aus Liverpool muss man sich einlassen. Klangen sie auf ihrem ersten Album noch sehr Shoegazig, so haben die vielen Touren dafür gesorgt, dass das zweite Album deutlich mehr Indie Einflüsse enthält. Da wird vor langen, noisigen Gitarrensoli nicht zurückgeschreckt. Wären wir ernstzunehmende Musikjournalisten, würden wir uns ein neues Genre ausdenken: sowas wie Indie-Noir oder so. Egal. Das wird ein würdiger Abschluss für die Hauptbühne am Samstag um 0:30 Uhr.
„Haldern, alte Lady“, um mit Marcus Wiebusch von Kettcar zu sprechen. Man munkelt, dass es zum nächsten Jahr Veränderungen geben könnte. Wir, als Gemütsniederrheiner, haben zu Veränderungen ein ähnlich gutes Verhältnis wie zu Fußpilz, wissen aber auch, dass es wahrscheinlich Veränderungen geben muss, um im aberwitzigen Festivalgeschäft bestehen zu können. Wir vertrauen da, wie in den letzten 40 Jahren auch, auf eure Kreativität und euer Gespür, nah am Ort und den Gästen zu sein.
Umso mehr gilt es, das diesjährige 41. Haldern Pop Festival zu genießen. Nutzt die Zeit für gute Gespräche, werft einen ausführlichen Blick in „Dat Blatt“ – ja, das gibt’s in diesem Jahr wieder – und lasst euch treiben. Das Wetter soll, Stand heute, nahezu perfekt werden, sodass einem tollen Wochenende im Lindendorf nichts im Wege stehen sollte.
Es gibt übrigens noch Tickets: Klicken und kaufen
Und HIER findet ihr den Zeitplan des 41.Haldern Pop Festivals