Noel Gallagher behauptete neulich, als er auf die horrrenden Eintrittspreise der bald kommenden Reunion-Tour angesprochen wurde, dass OASIS die coolste Band ihrer Generation gewesen wären und dass da hohe Preise eben notwendig wären; schon allein weil Liam mit jedem Soap- und Realitystar mehrere Kinder hätte und er für diese und die Scheidungen ein Vermögen aufbringen muss. Gut, OASIS hatten die Hymnen für die Bierbecher-schwenkenden Stadionbesucher, doch, wenn wir ehrlich sind, gab es da eine Band, die tatsächlich im Gitarrenrock-Business die Essenz von Coolness verkörpert hat: THE BRIAN JONESTOWN MASSACRE. Ihre Musik war roh, psychedelisch und vollkommen kompromisslos – der Soundtrack für Fans von Alufolien-Raucher-Kapellen.
Wer „Dig!“ gesehen hat, die Doku aus 2004, kennt das Bild: Anton Newcombe, das unberechenbare Genie der Band, ein Mann, der seine Vision mit einer Intensität verfolgt, die sich nicht selten in totalem Chaos entlädt. Proben, bei denen die Band auseinanderbricht, weil Newcombe mal wieder jemanden zusammenfaltet. Konzerte, die eskalieren, weil er entweder mit dem Publikum, der Technik oder den eigenen Leuten aneinandergerät. Manchmal alle gleichzeitig.
Und das ist keine Vergangenheit, die irgendwann in den 90ern verblieben ist. Letztes Jahr gab es in Australien einen Konzertabbruch, nachdem Newcombe auf der Bühne mit einem Bandkollegen handgreiflich wurde. Es hat sich also nichts geändert. BRIAN JONESTOWN MASSACRE bleiben eine Band, die irgendwo zwischen Genie und völliger Selbstzerstörung balanciert – und genau deshalb so faszinierend ist. Auf dem letzten Album „The Future Is Your Past“ von 2023 klingt die Band teilweise so, wie die durchgeknallte Hippiebrut aus dem Film „Mandy“.
Wer plant, sie live zu sehen, sollte sich bewusst sein: Hier ist nichts kalkuliert oder glattgebügelt. Das ist pur, unvorhersehbar und manchmal gefährlich. Also vielleicht besser keine Titelwünsche aus der ersten Reihe rufen.
Resttickets für die Show am Mittwoch in der Kölner Kantine gibt es hier.