Kannibalismus, Mord und die verborgenen Formen des Bösen – nein, das ist kein True-Crime-Special, sondern die Themen, die SQUID auf ihrem neuen Album „Cowards“ erkunden. Wenn die Briten am 10. April den Kölner Club Volta entern, bringen sie ihre schillernde Mischung aus Post-Punk, Jazz und experimentellem Rock mit – und einen faszinierenden Einblick in die Abgründe der menschlichen Existenz.
Die Kunst des Wandels
In ihrem rasanten Aufstieg haben SQUID eine bemerkenswerte Entwicklung vollzogen: Vom frenetischen Post-Punk ihrer Anfänge über die dystopischen Stadtlandschaften ihres Debütalbums „Bright Green Field“ (2021), zu den folkloristischen Einflüssen von „O Monolith“ (2023), bis hin zum globalen Blick auf „Cowards“ (2025). Während andere Bands sich in den Sicherheiten ihrer Signatur-Sounds einrichten, verweigern Squid konsequent das Verharren im Bekannten; was bisweilen auch ein wenig auf Kosten der Zugänglichkeit geht. Diese ständige Wandlung und Ablehnung der Genre-Konventionen macht ihre Live-Shows zu einem besonderen Erlebnis. Schon allein dass Frontmann und Schlagzeuger Ollie Judge am Drumkit sitzt und dabei gleichzeitig den Gesang übernimmt, ist eine sehr ungewöhnliche Kombination im Rock ’n‘ Roll Geschäft.
„Cowards“: Dunkle Märchen über das Böse
Das aktuelle Album „Cowards“ wird sicherlich im Mittelpunkt der Show stehen. In neun Songs nehmen SQUID hier eine fast anthropologische Perspektive ein und untersuchen verschiedene Facetten menschlicher Grausamkeit. Der Stereogum-Kritiker Ryan Leas beschreibt das Album als „neun Songs, die Übeltäter in verschiedenen Formen katalogisieren“ – von Kannibalen in „Crispy Skin“ bis zu Voyeuren in „Showtime!“.
Was kann man erwarten
Wer SQUID live erlebt, kann sich auf ein intensives, unvorhersehbares Set einstellen. Die Band ist bekannt für ihre energiegeladenen Auftritte, bei denen die komplexen Strukturen ihrer Studioaufnahmen eine neue, rohere Dimension gewinnen. Die kunstvollen Arrangements von „Cowards“ mit seinen Streichern, Bläsern und experimentellen Percussion-Elementen werden live sicherlich schon aufgrund der anderen Instrumentierung neu interpretiert. Besonders spannend wird sein, wie SQUID die düsteren Narrative des Albums auf die Bühne bringen werden. Songs wie „Building 650“ oder „Blood on the Boulders“ leben von ihrer beklemmenden Atmosphäre und den vielschichtigen Texturen, die zwischen sanften Passagen und explosiven Ausbrüchen changieren.
Zwischen Herausforderung und Zugänglichkeit
Was Squid so besonders macht, ist ihre Fähigkeit, experimental zu bleiben, ohne dabei die emotionale Verbindung zum Publikum zu verlieren. In einer Zeit, in der viele Bands entweder in Richtung leichter Verdaulichkeit oder konstruierter Unzugänglichkeit tendieren, finden SQUID eine bemerkenswerte Balance. Wie ein Stereogum-Kritiker treffend bemerkt: „Sie haben die explosiven Spannungen, die einst ihr Markenzeichen waren, zugunsten subtilerer Wendungen zurückgefahren.“
Fazit
Das Konzert am 10. April im Kölner Club Volta verspricht ein Highlight des Konzertfrühlings zu werden. SQUID zeigen auf „Cowards“, dass sie zu den wenigen Bands gehören, die mit jedem Album mutiger und eigenständiger werden, ohne dabei an Relevanz oder Zugkraft zu verlieren. Wer experimentelle Rockmusik mit Tiefgang sucht, sollte sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen.
Die wenigen noch verfügbaren Tickets gibt hier.
Foto: Harrison Fishman