Das pakistanisch-hanseatische Duo SUFI DUB BROTHERS ist zurück. Am 10. September 2025 treten Ashraf Sharif Khan und Viktor Marek im Kölner Bumann & Sohn auf – als Open Air unter freiem Himmel, bei schlechtem Wetter drinnen im Club. Dass man bei diesem Projekt kaum von gewöhnlicher Fusion sprechen kann, haben die beiden längst bewiesen. Was sie auf die Bühne bringen, ist eine eigenständige musikalische Sprache, die sie selbst einmal mit einem Augenzwinkern „Sufistep“ tauften: ein gleichberechtigtes Aufeinandertreffen von klassischer südasiatischer Sitar-Musik, basslastigem Dub, britischer Bassmusik, Acid, Hip-Hop und elektronischer Clubästhetik.
Ein Duo mit ungewöhnlicher Herkunft
Kennengelernt haben sich der Hamburger Produzent, Sampling-Zauberer und DJ Viktor Marek – bekannt aus Projekten wie THE KINGS OF DUBROCK, 8 DOOGYMOTO und als Betreiber des legendären GOLDEN PUDEL Clubs – und der pakistanische Sitar-Meister Ashraf Sharif Khan in einem Theaterprojekt mit geflüchteten Jugendlichen. Eigentlich war eine Bollywood-Show geplant. Khan, Sohn und Schüler des berühmten Ustad Muhammad Sharif Khan Poonchwale, hatte zwar Bedingungen gestellt, doch beim ersten Treffen mit Marek war klar: die Chemie stimmt. Schon vor der Premiere traten sie auf Kampnagel auf. Was zunächst wie ein Experiment wirkte, entfaltete sich zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit – eine Begegnung zweier musikalischer Welten auf Augenhöhe.
„Wir sind Außerirdische!“
Marek nennt ihre Musik „organische Elektronik“. Alles, was er in seine Sampler lädt, muss sich wie ein echtes Instrument spielen lassen. Khan wiederum beschreibt die klassische Raga-Tradition, mit der er aufwuchs, fast als Religion: „Raga ist wie ein Gebet.“ Doch in Hamburg und später auf Tour in Pakistan fand er Freiheit im Zusammenspiel mit den Beats. „My mind is flowing“, sagt er. Diese Offenheit prägt die gemeinsame Arbeit – weit entfernt von weichgespülter „World Music“. Stattdessen sprechen sie lieber von Outernational Music: ein Begriff, der auf den Jazzpianisten Sun Ra zurückgeht und alle Grenzen ignoriert. „Außerirdische sind wir jetzt auch“, sagt Marek. „Unsere Musik pumpt alles direkt in die Leute, in die Hirne, Beine und Mägen.“
Vom Dancefloor nach Lahore
Ihr Debütalbum „SUFI DUB BROTHERS“ erschien 2020 auf dem Berliner Label FUN IN THE CHURCH. Mit wuchtigen Tracks wie „Drive Me on the Floor“ oder ihrer Neuinterpretation von Abwärts’ Postpunk-Klassiker „Maschinenland“ machten sie schnell klar, dass es hier nicht um vorsichtige Crossover-Gesten geht, sondern um echten Dancefloor-Druck. Die Resonanz reichte weit über Hamburg hinaus. Selbst in Pakistan, wo Khan tief verwurzelt ist, rissen sie das Publikum von den Stühlen – auch dort, wo Professoren streng das Sitzenbleiben verordnet hatten. Musik, die Grenzen überwindet, indem sie Körper in Bewegung versetzt.
„The Return of the SUFI DUB BROTHERS“
Fünf Jahre nach ihrem Debüt melden sich Khan und Marek mit einem neuen Album zurück. Der Titel – „The Return of the SUFI DUB BROTHERS“ – spielt augenzwinkernd sowohl auf den verstorbenen Lee „Scratch“ Perry an als auch auf vergessene Superhelden-Franchises. Offiziell erscheint die Platte am 5. September 2025 via FUN IN THE CHURCH, kurz vor Tourstart. Die Bandbreite reicht von meditativ-schwebenden Sitar-Passagen über treibende Dub-Grooves bis hin zu clubtauglichen Tracks, die im besten Sinn außerirdisch wirken.
Köln als Tour-Station
Das Konzert im Bumann & Sohn wird zu einem von wenigen Gelegenheiten, diese Mischung live zu erleben. Khan thront bei seinen Auftritten über der Sitar wie ein König, während Marek mit seinen Maschinen Klangräume öffnet, die zugleich hypnotisch und tanzbar sind. Es ist ein Dialog ohne Hierarchie: zwei eigenständige Stimmen, die sich nicht verwässern, sondern gegenseitig verstärken. Dass man hier nicht bloß eine „Weltmusik-Fusion“ erlebt, sondern eine neue Klangwelt, macht ihre Konzerte so einzigartig.
Am 10. September darf man sich also auf einen Abend freuen, an dem Kategorien verschwimmen und Genres implodieren. Vielleicht haben die Besucher der Show – genau wie Ashraf Sharif Khan – die selbe Chance auf gute Gedankenströme. Mind is flowing.







