Rock Werchter 2009
Viele Internationale Acts und ausreichend Belgische Bands waren vergangenes Wochenende auf den zwei verschiedenen Bühnen von Rock Werchter zu sehen. Atmosphäre, „Bier und Titten“ und Hitze.
Vergleichbar zu Rock Am Ring stellte Rock Werchter die aktuell größten Weltstars vor: Metallica, Kings of Leon, Nick Cave and the Bad Seeds, Coldplay, Oasis, The Killers, …
Tag 1
Mitten in der ersten Hitzewelle des Landes startet das Festival der Festivals; 80.000 schwitzende Leute die nur eins wollen: Spaß haben.
Ganz heiß wird es mit Lily Allen! Gehüllt in einen Leoparden Bikini singt sie die Wiese in Grund und Boden und schafft es, tausende Mittelfinger in die Luft zu kriegen bei ihrem Riesenhit „Fuck You“. Aber nicht nur ihre eigenen Nummern haben Erfolg; sie covert relativ geschmackvoll „Womanizer“ von Britney Spears und gibt auch noch ihr Bestes bei den Kaiser Chiefs mit „Oh My God“!
Der Höhepunkt des Tages sind aber Fleet Foxes: Der ganze Marquee ist einzigartig leise vor Begeisterung bei dem Song „Mykonos“. Topband mit Topsongs und einer Topshow; simpel, aber beeindruckend.
Nicht so begeisternd wie erwartet sind die Jungs von Placebo. Die Hits (unter anderem auch das neue „For What It’s Worth“) bekommen natürlich sehr viel Beifall, aber scheinen eben langweilig und sehr einstudiert. Kein Raum für Spaß.
Dann ist es aber Zeit für den Headliner, Oasis. Erste Klasse, so sagt man, aber es scheint eher nervig und monoton. Vielleicht liegt es daran, dass die Brüder noch Krach haben, jedenfalls gibt es absolut keine Chemie on Stage; ein bisschen weniger Ego bitte!
Tag 2
Der zweite Tag ist nur top! Jung, dunkel und gewagt, so startet es mit White Lies, die locker die modernen Joy Division sein könnten. Diese Britische Gruppe macht tanzbaren Indierock über den Tod, gesungen mit teuflischer Stimme! Sie spielen fast ihr ganzen Debüt „To Lose My Life“, und bringen auch eine ihrer B Sides (die sie, wie sie selber sagen, sonst nie spielen). Sie sind offenbar auch sehr populär bei den jungen Mädels, die jeden Satz ohne Mühe mitbrüllen können!
Der nächste Höhepunkt ist, ohne zu übertreiben, Bloc Party. Nicht schwierig, weil sie immer eine sehr energetische Show bringen! Frontman Kele Okereke hat solch einen natürlichen Charme, dass er ohne Mühe eine ganze Wiese zum Singen treiben kann! Sie bringen wenig überraschend die größten Hits von ihren drei Mega Platten und finden auch die Zeit einen ihrer Songs eigenst einem jungen Mädchen zu widmen, das sehr überzeugend die ganze Show ein „I Love You, Bloc Party“-Schild hoch hält.
Die Killers lösen auf knallende Weise alle Erwartungen ein, beginnend mit „Human“. Kreischende Weiber gibt es überall, als Brandon Flowers die Bühne betritt (nicht ganz zu Unrecht natürlich).
Die Bühne gibt auch direkt das Gefühl man sei in Las Vegas; Palmen, Glitzern, Blitzlichter, …
Sie geben glanzvoll den Weg frei für den absoluten Headliner des Abends… Coldplay.
Coldplay ist aber nur halb so interessant wie die überaus beeindruckende Bühnenshow der Queen of Pop, Lady Gaga! Ein weißer Bildschirm vor der Bühne, worauf ein Kurzfilm, mit Andy Warhol in der Hauptrolle, gezeigt wird; so beginnt die Gaga-Show. Unterstützt von „heavy beats“ steht sie dann da; ganz in silbern, hinter einem silbernen Keyboard. Die Dame ist gesegnet mit einer himmlischen Stimme und fetten Tanzmoves! Ungefähr dreimal wechselt sie ihr Outfit und endet im hautfarbenen Bikini!
Gänsehaut gibt es als sie „Pokerface“ auf Piano ansetzt: ein paar tausend Leute (überwiegend Männer!) brüllen das Ganze mit bevor sie dann richtig lostanzen, als der DJ das Original auflegte!
Tag 3
Ganz ehrlich, es gibt nicht viel zu sehen, außer die Bands, die auf der Mainstage stehen.
Fast alle warten den ganzen Tag auf die „Band of the Moment“; Kings of Leon.
Rodrigo Y Gabriela, ein akustisches Mexikanisches Gitarrenduo mit einer Vergangenheit im Metal-Bereich kann man entspannt genießen. Es gibt schwierige Soli, sommerliche Lieder und sehr schüchternes Gerede zwischendurch.
Dann geht’s richtig los! 40-jährige Männer können nostalgisch springen und brüllen mit Limp Bizkit! Es muss gesagt werden: Fred Durst hat’s immer noch drauf! Charismatisch rappt er seine „Teenie“- Texte und zeigt, warum damals sogar Mariah Carey ihm verfallen ist.
Als ob es nicht mehr wilder geht, kommen nun die Lads von Franz Ferdinand. Die Jungs liefern eine gute Show, aber leider immer wieder dasselbe Konzept: laut sein und springen. Gut, sie haben tolle Hits, aber etwas Abwechslung darf es doch sein…bis jetzt sind sie leider noch immer in der gefährlichen „Kaiser Chiefs-Klon“ Zone.
Die älteren Männer sind dann erleichtert als es Zeit wird für den Crooner des ’00s; Nick Cave and the Bad Seeds. Was für ein Performer! Easy-listening Blues-y Songs, die perfekt gespielt werden, mit einer perfekten Band im Hintergrund. Nick Cave könnte es alleine auch, aber man kann sich es nicht mehr vorstellen ohne die grandiosen Bad Seeds! Höhepunkt des Sets ist das Lied „Henry Lee“, dass er seiner lang verflossenen Liebhaberin, Polly Jean (PJ) Harvey, widmete.
Endlich kommen die Kings. Sie spielen ausreichend alte Songs, die ungefähr 79.950 von den 80.000 Besuchern nicht kennen, aber das wird ihnen glatt vergeben, weil die neue Platte nun einmal für den lang ersehnten Durchbruch gesorgt hat. Gänsehaut gibt es bei „Sex On Fire“ und „Use Somebody“, aber das große Gedränge blieb aus. Man hört viel Geschrei, viele Hände sind oben, aber die Masse bewegt sich kaum. Trotzdem ein würdiger Abschluss dieses dritten Tages!
Tag 4
Alarmstufe Rot als die neue Pop-Formation Metro Station die Main Stage betritt! Sie hat die schwierige Aufgabe den Tag zu eröffnen, vor ein paar hundert Metallica Fans in den ersten Reihen! Zugegeben, echt revolutionär ist die Musik nicht, aber Spaß macht es immerhin! Ein bisschen nervt es als Frontmann Trace Cyrus (ja ja, Bruder von Miley Cyrus) zum vierten mal „Thank you Germany“ sagte. Lachen muss auch jeder, als er während des Auftritts einige hundert Plektrons ins Publikum schmeisst… Nicht schlecht, aber auch nicht besonders begeisternd.
Später kommt dann Seasick Steve, der mit seinen 68 Jahren offiziell der älteste Performer von Rock Werchter in diesem Jahr ist. Er spielt wunderbaren Mississippi-Blues, nur begleitet von seinem Drummer. Seine Gitarre, sagt er, ist nur ein „worthless piece of shit“, aber es gelingt ihm doch schöne Sounds da raus zu holen! Sonntagnachmittag ist offiziell Steve’s Durchbruch!
The Mars Volta sind einfach super! Mit ihren psychedelischen Hardrock geben sie dem Publikum den größten Adrenalinstoß an diesem Tag! Schade nur, dass es nach 4 heißen Tagen genau dann endlich anfängt zu regnen und sehr viele wegrennen um trocken zu bleiben.
Die größte Überraschung des Tages ist ganz klar Ricky von den Kaiser Chiefs. Er war früher immer der „chubby guy“ der Gruppe und erscheint jetzt plötzlich komplett abgemagert mit etwas längerem Haar: beeindruckend! Die Show ist wie immer: laut, voller Energie und Spaß machend!
Eben so genießbar ist die allerletzte Show (auf belgischem Boden) von den Nine Inch Nails, allerdings sind nur noch erstaunlich wenige Leute im Publikum. Dies wäre woanders nicht undenkbar… Diejenigen, die jedoch anwesend waren, können einen der besten Auftritte von Rock Werchter 2009 bestaunen.
Der letzte Headliner dieses Jahres ist Metallica. Sie spielen, wie zu erwarten, dieselbe Setlist und Show wie immer, deswegen haben sich viele Besucher entschlossen, sich etwas anderes anzusehen: Milk Inc. Die größte Dance-Gruppe die es je in Belgien gegeben hat. Tausende Leute sind da, die letzte Energie wegzutanzen und jedes Wort mitzusingen! So sollte ein gelungenes Festival enden und das tat es dann auch. Bis zum nächsten Jahr, Rock Werchter!