Eine dunkle Melange von neun Songs – Zola Jesus bringt ihren persönlichen Weltuntergang mitten in den Frühherbst. Inspiriert von ihrem Lebenstraum, präsentiert Nika Roza Danilova nach zahlreichen selbstproduzierten Alben nun STRIDULUM II, geboren aus seiner Vorgänger-EP STRIDULUM und legt sie auch hier erneut eine wilde Entschlossenheit an den Tag. Opernsängerin sollte es sein, so der einstige Berufswunsch der elfenhaften Blondine. Auf die weltbedeutenden Bretter hat Zola Jesus es schließlich doch noch geschafft, wenn auch in etwas anderem Rahmen, der ihr dennoch ausgezeichnet steht.
Strategisch günstig liegt „Night“ an erster Stelle, führt rau und dunkel in die eigentlich angedachten musikalischen Gefilde, die das zwielichtige Cover verspricht. Industrial und Nu-Wave blitzen auf, wenn auch die erwarteten Opernarien etwas zu subtil erscheinen. Wie eine gefallene zierliche Pop-Prinzessin manifestiert Danilova mit verträumten Songs die Assoziation zum frühen ernsten Neunzigerpop. Herzzerreißend wie „Tower“, anklagend wie „Trust Me“ oder zerbrechlich wie „I Can’t Stand“ – die 21-jährige macht vor keinem pathetischen Motiv halt. Ihr Herzblut legt die Musikerin aus Wisconsin in ihre Lieder, mischt sie mit Elektronika ab oder mit einem streichenden Klangorchester und lässt durch alles ihre Stimme fließen. Eine Stimme, die manchmal tiefer erscheinen will, als sie im Kehlkopf entstehen könnte, die sich manchmal durchzukämpfen scheint. In ihren Songs setzt die russischstämmige Amerikanerin ihren Akzent gleichzeitig hart und geschmeidig als Instrument ein, wie einst die Muse des Velvet Underground, an die Zola Jesus manchmal unvermittelt erinnert. Dessen zum Trotz hebt sich STRIDULUM II hervor, ist die blonde Elfe in schwarz doch eine willkommene Abwechslung von der sonstigen adoleszenzbedingten Düsternis.
VÖ: 20.August 2010, Souterrain Transmissions (rough trade)
Tracklist:
01. Night 5/10
02. Trust Me 6/10
03. I Cant Stand 6/10
04. Stridulum 7/10
05. Run Me Out 5/10
06. Manifest Destiny 7/10
07. Tower 6/10
08. Sea Talk 7/10
09. Lightsick 6/10
Durchschnitt: 6,1/10
Gesamteindruck: 6,5/10