Zuhause darf es schon einmal etwas ruhiger und besinnlicher sein. Wildes Rumhüpfen und laute Party kann man schließlich auch draußen machen, aber im trauten Heim wartet das Sofa und die Besinnlichkeit. Diese Meinung scheinen auch die Helden neuerdings zu teilen. Früher standen Judith Holofernes und Co für wilden Protestpop. „Guten Tag“, „Aurelie“ oder „Denkmal“ waren Wortwitz und Revolte zugleich, doch an diese Zeit erinnert bei BRING MICH NACH HAUSE nur noch Opener und erste Singleauskloppung „Alles“. Der Rest des vierten Wir sind Helden Albums ist irgendwie anders, in sich gekehrt und irgendwie auch erstaunlich. Vielleicht liegt es an den letzten drei Jahren. Da sind sie Eltern geworden, Judith Holofernes und Pola Roy haben Friedrich und Mimi bekommen und auch bei Keyboarder Jean-Michel Tourette gabs Nachwuchs. Es scheint fast, als seien sie nicht nur Eltern, sondern auch erwachsen geworden. Was durchaus eine gute Vorraussetzung für ein ordentliches Popalbum sein kann. So ist BRING MICH NACH HAUSE deutlich musikalisch anspruchsvoller als seine Vorgänger, das heißt im Klartext, weniger Keyboard und mehr Banjo, Akkordeon und was man sonst noch in der Instrumentenkisten finden konnte. Und gleichzeitig hat die Band gemacht, was sie schon immer gut konnten, sich umgesehen. So scheint das Hippie-Liebes-Drama wie frisch aus dem alternativsten Kreuzberg zu erzählen und auch die schmerzvolle Geschichte in „Meine Freundin war im Koma und alles, was sie mir mitgebracht hat, war dieses lausige T-Shirt“ stammt aus dem Umfeld der Band. Politische Statements sucht man vergebens, aber muss das auch immer sein? Wie sagt man so schön, die besten Geschichten schreibt das Leben selbst.
VÖ:27.8.2010 Columbia D
Tracklist:
Alles 8/10
Was uns beiden gehört 7/10
Bring mich nach Hause 9/10
Flucht in Ketten 7/10
Die Ballade von Wolfgang und Brigitte 9/10
Dramatiker 8/10
23:55 Alles aus Anfang 8/10
Die Träume anderer Leute 9/10
Meine Freundin war im Koma und alles, was sie mir mitgebracht hat, war dieses lausige T-Shirt 8/10
Kreise 9/10
Im Auge des Sturms 7/10
Nichts, was wir tun könnten 9/10
Eindruck: 8,5/10
Durchschnitt: 8,16 / 10