Die Thermals legen nach! Anschließend an „Now We Can See“ steht mit „Personal Life“ schon die nächste Platte in den Läden. Dieses Mal aber gehen die Thermals eine etwas ruhigere Gangart ein. Es scheint so, als wenn sich Hutch Harris, Kathy Foster und Westin Glass immer mehr von den rauen und krachigen Thermals-Zeiten entfernen. Eine kontinuierliche Steigerungsform des Wortes „glatt“, wie viele Leute überproduzierte und zu gradlinige Alben nennen mögen. Wer die alten Thermals Alben kennt, kennt die angestrebte Richtung des flotten Dreiers. Der Garagenrock von 2003 ging auf den letzten beiden Alben schon verloren und kommt auch hier nicht wieder zurück. Nur manchmal blitzt es auf. Doch auch den Thermals sei es gestattet nicht immer ein und dasselbe zu machen. Dabei nehmen sie lediglich etwas Tempo raus. Inhaltlich sind die drei Portländer persönlicher geworden und behandeln nun auch über einen längeren Songzeitraum das Thema Liebe. Vielleicht zügelt man sich deshalb im Tempo, weil ein Hauch Melancholie zu spüren ist.
Mit „I’m Gonna Change Your Life“ und der gelungenen Videoveröffentlichung zu „I Don’t Believe You“ beginnt „Personal Life“ genau so, wie „Now We Can See“ aufgehört hat. Gerade „I Don’t Believe You“ gehört zu den Thermals Songs die wahlweise auf jedes Thermals Album passen könnten. Zweieinhalb- bis dreiminütige Power/Pop/Post/Punk-Songs, die einfach den Stil der Thermals seit fast einer Dekade prägen. Mit „Your Love Is So Strong“ folgt aber auf dem ganzen Album nur ein einziger weiterer typischer Thermals Schnellburner. Für alteingesessene Fans sicherlich eine Herausforderung, sich den insgesamt langsameren Rhythmen anzupassen. So bildet „Never Listen To Me“ als Track Nummer drei bereits das heimliche Highlight und hört sich dabei an, wie ein frisch aus dem Ei gepellter Eurovision Songcontest Beitrag, welches wegen seines eingängigen Refrains durchaus positiv gemeint ist. Obwohl wieder einmal Chris Walla (Death Cab For Cutie) die Thermals unterstützte und eine eher ungewöhnlich veraltete Technik (Das Album wurde auf Tape abgemischt) zur Aufnahme verwendete, kommen die zehn Songs nicht an die Qualität der letzten vier Veröffentlichungen heran. Der Mittelpart des Albums wirkt musikalisch träge. Wer geduldig ist hört weiter, wer ungeduldig ist skipt weiter und wer sich damit gar nicht anfreunden kann, legt „Fuckin A“ aus dem Jahre 2004 auf. „Your Love Is So Strong“ belebt nach durchgehaltenem Mittelpart wieder alle Sinne und enthält den nach „Now We Can See“ von vielen geliebten „Oh-way-oh-woah“-Mitsing-Effekt. In Anlehnung an den Opener rundet letztendlich „You Changed My Life“ das Ganze ab. Inhaltlich ist in Sachen Liebe sicherlich alles nachvollziehbar und wer blickt nicht zurück und kann sagen, dass es da Jemanden gab, der sein Leben verändert hat. Ob es das neue Thermals Album auch schafft, muss jeder für sich selbst herausfinden. Die Thermals sind in nur einem Jahr sanfter und melancholischer geworden, wie es vielleicht kaum jemand erwartet hätte.
VÖ: 10.09.2010; Killrockstars / Cargo
Tracklist:
01. I’m Gonna Change Your Life 6/10
02. I Don’t Believe You 8/10
03. Never Listen To Me 9/10
04. Not Like Any Others Feeling 5/10
05. Power Lies 5/10
06. Only For You 4/10
07. Alone, A Fool 7/10
08. Your Love Is So Strong 8/10
09. A Reflection 4/10
10. You Changed My Life 7/10
Durchschnitt: 6,3/10
Gesamteindruck: 6/10