Viele Bunte Regenschirme drängeln sich an diesem verregneten Sonntagabend vor dem ausverkauften Lido in Berlin. Alle wollen möglichst schnell rein, rein zu Blonde Redhead, die nach drei Jahren musikalischer Abstinenz heute ihr bereits achtes Album präsentieren.
Regenschirme empfangen die Zuschauer auch, wenn sie das Lido bereits betreten haben. Golden hängen sie über den Instrumenten und bilden zusammen mit einzeln verteilten Glühbirnen das Bühnenbild. Dass hier heute Abend viel Wert aufs Visuelle gelegt wird, zeigt sich auch, als das Trio, das live von einem Gastmusiker unterstützt wird, die Bühne betritt. Alle männlichen Musiker sind in dunkle Hosen und weiße Hemden gekleidet, während Kazu in weißem Kleid auf die Bühne kommt und dazu eine weiße und seltsam anmutende Maske, aus der vorne blonde Haare hervorschauen, trägt. Was uns das Ganze sagen soll bleibt wohl ihr Geheimnis. Oder der Fantasie des Zuschauers überlassen.
Die Glühlampen blinken, die Schirme erleuchten golden, dazu wird die Bühne in dunkles mystisches Licht getaucht, bevor die ersten Keyboardklänge von „Black Guitar“ erklingen. Keine Frage, Blonde Redhead wissen, wie man den Zuschauer von der ersten Sekunde in seinen Bann zieht.
Das Publikum wirkt von Beginn an hypnotisiert und bewegen sich fast traumwandlerisch zur Musik, oftmals mit geschlossenen Augen. Die Gesten der Band sind aufs wesentliche reduziert ebenso ihre Worte ans Publikum, passend zu dem, was heute Abend dargeboten wird. Kazu, inzwischen ohne Maske, haucht ihre Texte im Wechselspiel mit der fragilen Stimme von Gitarrist Amedeo Pace ins Mikro, während sein Zwillingsbruder, Simone, eher unauffällig die Drums bearbeitet. Musikalisch dominieren düstere, schwermütige elektronische Klänge, die Synthesizer stehen mehr im Vordergrund von PENNY SPARKLE, das hier heute Abend fast in voller Länge gespielt wird.
Da mögen Fans erster Stunde ein wenig die gitarrenlastigeren Nummern vermissen. Am meisten bejubelt werden dann auch Songs wie „23“, „Spring And By Summer Fall“ oder“ SW“. Trotz dieses kleinen Wehmutstropfens, Blonde Redhead sind live einfach großartig und kaum ist man richtig angekommen im Blonde Redhead Universum, fernab jeder Realität, ist es auch schon wieder vorbei. Nach 13 Songs und zwei Zugaben erklingen die ersten Töne des Titelstücks der aktuellen LP: „Penny Sparkle“. Die Maske wird wieder aufgesetzt, die Lampen blinken und die Regenschirme erleuchten golden. Genau wie sie gekommen sind, verabschieden sich Blonde Redhead von der Bühne.
Setlist:
1. Black Guitar
2. Here Sometimes
3. Dr. Strangeluv
4. Spring And By Summer Fall
5. Oslo
6. Love or Prison
7. My Plants Are Dead
8. Falling Man
9. 23
10. Melody of Certain Three
11. Not Getting There
12. SW
13. Penny Sparkle
Weitere Fotos zum Konzert; Fotografin Roxi K.
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