Während draußen die Herbststürme Unruhe stiften, wird es den Musikliebhabern im Düsseldorfer Zakk am Mittwoch Abend ganz warm ums Herz. Der Grund dafür ist natürlich einerseits die Vorfreude auf die Indieband I Am Kloot. Andererseits ist die zierliche Dänin Agnes Obel, die zusammen mit Anne Ostsee einen großartigen Auftritt im Vorprogramm hinlegt, dafür verantwortlich. Zweistimmig machen die beiden (Agnes am Klavier, Anne am Cello und an der Gitarre) Musik solcher Art, die in Filmen bei atemberaubenden Grand Canyon-Luftaufnahmen für Gänsehaut sorgt. Zart und doch voller Intensität stimmt das Duo die andächtig lauschende und lächelnde Zuhörerschaft auf das ein, was folgen soll.
Auf eher großspurigere Art und Weise, halt typisch Mann, kündigen sich dann I Am Kloot pünktlich um 21 Uhr an. Pompöse Orchestermusik dröhnt durch die Konzerthalle und schließlich betreten sechs Musiker die Bühne. Der Starter „Northern Skies“ ist gleichzeitig der Durchstarter ihres aktuellen Albums SKY AT NIGHT. Wer jedoch denkt, damit hätten die Guys aus Manchester schon ihr Pulver verschossen, liegt derbe daneben. I Am Kloot spielen eine umfangreiche, von „mental instability“ (so Sänger John Bramwell) handelnde Mischung ihrer fünf Studioalben. Der Herr versteht es jedenfalls, mit dem Publikum zu kommunizieren. Zwischen mehreren Schlucken Bier geht er geduldig auf die vereinzelten Zwischenrufe der Fans ein und kann mit seinem Charme gleich ganze Scharen um den Finger wickeln. Bei „To the Brink“ wird das Piano zeitweise gegen das Schifferklavier getauscht, Bassist Peter Jobson verharrt weiterhin tief gebeugt über seinem 4-Saiter – fertig ist die Indieschmalzette. Aber so schön wie mit I Am Kloot herzschmerzt man nicht allzu oft. Hach.
Ein Highlight folgt auf dem Fuße und trägt den Namen „It´s Just the Night“. Genauso überzeugen können „Someone Like You“ und „Over the Shoulder“. „I Still Do“, was Bramwell solo mit seiner Gitarre vorträgt, ist wahrscheinlich aber das Juwel im Set der Kloots. Es gibt an dem Gig einfach nichts auszusetzen. Man kann nicht mal bemängeln, dass es mit „Same Shoes“ nur einen Song als Zugabe gibt. Immerhin steht die Band nach ihrem Auftritt 1 ¾ Stunden auf der Bühne. Irgendwann muss auch das schönste Konzert mal ein Ende haben.
Setlist:
Northern Skies
Lately
To The Brink
Stars Look Familiar
Hey Little Bird
It’s Just The Night
Someone Like You
From Your Favourite Sky
Storm Warning
Over My Shoulder
86 T.V.s
Bigger Wheels
I Still Do
Fingerprints
Moon Is A Blind Eye
Same Deep Water
Because
Radiation
Proof
Twist
One Man Brawl
Same Shoes
Fotos vom Konzert; Fotografin: Julia Laacks