The Gaslight Anthem ist eine Band, die sich still und leise so einfach in die Herzen vieler Menschen geschlichen hat und auf leisen Sohlen mal so eben die C-Halle in Berlin ausverkauft. Der Andrang war groß, die Menge euphorisch und was macht die Band daraus?
Die kommt lässig auf die Bühne, geht an ihre Instrumente und legt beschwingt mit “The Spirit Of Jazz” von ihrem – ja man muss es wohl so nennen – Hitalbum AMERICAN SLANG los. Leider ist anfänglich der Sound etwas matschig, so dass zwar irgendwie Euphorie und rhythmisches Hüpfen im Publikum ausbricht, aber der Zuschauer erstmal nur vor einer undefinierbaren Soundwand steht. Das bessert sich zunehmend, wenn auch die so markante, rauchige Stimme Brian Fallons bis zum Ende des Konzerts recht leise gemischt bleibt, so werden doch die einzelnen Instrumente immer klarer. Über allem schwebt natürlich diese mitreissende Melodiösität, die The Gaslight Anthem so auszeichnet. Gleichzeitig schlägt einem so unvermittelt eine geballte Ladung Sympathie entgegen von der Band, die irgendwie bis zum Ende nicht so recht fassen mag, was für große Hallen sie hier mittlerweile füllen und wie enthusiastisch die Berliner diese Jungs abfeiern. Da macht das Zugucken allein schon Spaß. Und dann sind da ja noch die Songs und bei denen lassen sie auch wirklich kaum Wünsche und Hits offen, haben die Menge voll im Griff und gönnen zu Beginn erstmal auch keinem die kleinste Verschnaufpause. Beim beschwingten “The Diamond Street Choir” gibt es laute Wowowow-Gesänge, “High Lowsome” führt zu weiteren Endorphinausschüttungen. Die Setlist wird dominiert von dem aktuellen Album der Band und wird begeistert aufgenommen, aber auch ältere “Klassiker” sind dabei. So gibt es einen ersten Höhepunkt mit “Old White Lincoln”, bei dem man ausgelassenes Tanzen beobachtet. Auch die Crowdsurfer häufen sich zunehmend. Und auch aus dem Album SINK OR SWIM sind Stücke dabei, die für Spaß im Publikum sorgen. “Ida Called You Woody, Joe” wird munter gemixt mit “Stand By Me” und in “Angry Johnny And The Radio” beweisen The Gaslight Anthem beinahe ihre Jamqualitäten und geben dem Publikum kurz Zeit zum Abkühlen.
Das Ende des regulären Sets steht dann nochmal unter dem Motto “We Came To Dance” und haut mit “Great Expectations” und “The ’59 Sound” nochmal so richtige Tanzbretter raus.
Dann ist kurz Pause. Doch lange wartet Berlin nicht und wird mit einer wirklich schönen Darbietung von “She Loves You” belohnt, bevor es in lautstarke “American Slang”-Gesänge ausbricht. Das wunderschöne “Here’s Lookin‘ At You, Kid” sorgt nochmal für einen verträumten Augenblick. Dann gibt es zum Abschluss mit “The Backseat” nochmal was auf die Beine. Ziemlich verschwitzt und fröhlich verlassen Band und Publikum Bühne und Halle. Der Punk im Bruce Springsteen-Anstrich hat gesiegt. Alle sind glücklich. Und das ist es doch, was schlussendlich zählt. Da kann der nicht ganz perfekte Sound auch nichts dran ändern. So gut sind The Gaslight Anthem!
Fotos vom Konzert, Fotografin Julia F.
Chuck Ragan
The Gaslight Anthem